Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • MetzgerButcher: Kultur

    MetzgerButcher ist ein bemerkenswertes Electro-Indierock-Duo aus Bonn. Ich habe die Kapelle erst seit kurzem auf dem Schirm und komme nicht umhin, das Duo hier und jetzt einmal lobend zu erwähnen: Die bisher veröffentlichten Songs begeistern allesamt – es stampft, es kracht und es scheppert herzallerliebst.

    Larry Butcher und Hans W. Metzger sind MetzgerButcher. Nach dem Ende des von 1991 bis 2020 bestehenden Punkrock-Trios Wantu & The srie 4’s (Facebook) wollten die beiden Herren es noch einmal wissen und starteten ein neues Projekt – mit musikalisch ähnlichem Anspruch, einer elektronischen Rhythmus-Maschine und einem neuen Namen.

    Die (digitale) Debütsingle wurde bereits in 2020 veröffentlicht, ebenso wie die erste EP „2020 PRÄSENTIERT…“. Im Dezember 2021 kam dazu die EP „Kultur“ mit fünf neuen Songs auf den Markt. Sie klingt ein klein wenig anders als der Vorgänger: Weniger Schrammel-Beat, es dominiert die Rhythmusmaschine und der Sprechgesang. Aber gut … Ich mag dieses Indie-Zeugs.

    Bei Interesse: Auf der Bandcamp-Seite können Sie das alles nachhören. Zudem sind hier ja gleich vier Songs im Video zu sehen, zwei, drei Minuten je Titel, in bester Punkrock-Tradition, die Zeit sollten Sie sich nehmen.

    Was jetzt aussteht, ist ein knackiges Debütalbum. Das sollte bitte in nicht allzu ferner Zukunft erscheinen – die Welt wartet darauf.

  • Bishops Green: Waiting

    Waiting“ heißt der Titelsong und „Waiting“ wird das neue Album heißen. „Waiting“ (das Video) ist so besehen auch das Motto dieser Tage, zumindest dann, wenn man (wie ich) auf das baldige Erscheinen des neuen Albums von Bishops Green wartet.

    An der Zeit wäre es längst mit etwas Neuem, stammt doch die letzte Veröffentlichung aus 2015 („A Chance To Change“). Und immerhin, mit dem Erscheinen der ersten Auskopplung im vergangenen Sommer wurde ja auch auf die neue Platte verwiesen. Im nächsten Frühjahr sollte das soweit sein, ganz sicher vor der bereits angekündigten Tour, welche die Band dann auch in deutsche Gefilde bringen wird.

    Bis dahin gilt es sich in Geduld zu fassen und die alten Songs rauf und runter zu spielen. Und den Erklärbär zu geben, für solch Leute, die noch nie von der Kapelle gehört haben und jetzt die Ohren spitzen. Ganz kurz nur, versteht sich. Also: Die Street-Punk-Band Bishops Green wurde im Frühjahr 2011 in Vancouver gegründet. Sie steht fest in der Tradition von klassischem Street Punk und Oi! und hat sich über die Jahre als eine der führenden Bands der Szene etabliert.

    Musikalisch geben sich die Kanadier rau und ungehobelt – eingängige Old-School-Punkrock-Hymnen prägen das Portfolio (Bands wie The Clash, Stiff Little Fingers, Cock Sparrer, Naked Raygun und Leatherface werden als inspirierend benannt). Bis dato sind zwei Alben („Pressure“ in 2014 und A Chance To Change“ in 2015, beide über Rebellion Records) neben diversen Samplern und EPs auf den Markt gekommen.

    Wissta Bescheid.

  • Naked Raygun: Over The Overlords

    Naked Raygun ist eine legendäre Punkband aus Chicago. Sie gründete sich anno 1980, produzierte in wechselnden Bestzungen sieben Alben und gab 1991 ihre Auflösung bekannt. Ein gepflegtes Midtempo, ausgefeilte Harmonien und der typische, meist hymnische Chorgesang prägen den Stil der Band bis in unsere Jahre. Es gilt also, Naked Raygun als eine der ersten, langlebigsten und einflussreichsten Chicago-Punkbands überhaupt einzuordnen.

    Zu Beginn der 2000er Jahre fand sich die Kapelle immer wieder einmal zusammen, spielte zwischen 2006 und 2010 einzelne Konzerte (neben anderen auch mit Hot Water Music in 2008) und veröffentlichte in diesen Jahren drei Singles. 2016 kündigte die Band dann ein neues Studioalbum an, welches arg auf sich warten ließ, aber jetzt, und das ist die eigentliche Überraschung, 30 Jahre nach der damaligen Auflösung, doch noch erschienen ist. Voilà!

    „Over the Overlords“ (17 Titel, 49 Minuten) ist am 2. August dieses Jahres veröffentlicht worden. Die bombastische Vielfalt der Songs überrascht ein wenig und lässt sich schwer einordnen. Neben klassischen Punkrock-Nummern hören wir auch Pop-und Art-Punk-Songs (Bläser und Klavier in Farewell to Arms, eine Hammond-Orgel in Outro Outre inklusive). Damit ist das Album für mich ein Gesamtkunstwerk, stilistisch weit gefächert und letztlich – vielleicht – auch nicht alles andere überragend. Bei Interesse: Titel Numero neun sehen Sie hier im Lyrik Video.

    Aber es ist ziemlich gut. Und das erfreuliche Lebenszeichen einer Legende.

  • HOT WATER MUSIC: Killing Time

    Die Aussicht auf das neue Album einer exzellenten Band bringt ein wenig Licht in diese traurigen Novembertage …

    HOT WATER MUSIC zählt für mich seit jeher zu den besten Punkrockbands überhaupt – sie wurde schon mehrfach hier im Blog gelobt. Von daher ist die unlängst ergangene Ankündigung eines neuen Albums freudig zu begrüßen.

    Vor Jahren haben wir uns als Band dafür entschieden, dass es nicht darum geht, populär zu sein, Geld zu verdienen oder seinen Namen auf einem Festzelt zu sehen. Das ist eine Möglichkeit für uns, all diese Ängste, Inspirationen und positiven Gedanken loszulassen und Musik zu machen, die uns antreibt, bessere Menschen, bessere Freunde und bessere Gemeinschaften zu werden.

    Sänger Chuck Ragan, Ox Fanzine

    Ganz kurz noch einmal die Eckdaten: Die Band wurde 1994 in Gainesville, Florida gegründet und hat bis heute 12 Studioalben produziert (zuletzt „Light It Up“ in 2017). Sie spielen einen melodischen, stets treibenden Punkrock, der mit seiner Zweistimmigkeit, einem virtuosen Bass und dem heiseren, rauen Gesang zu betören weiß. Über all die Jahre ist sich das Quartett treu geblieben, es gab Auszeiten, Reunions und Solo-Projekte – am Ende fand man sich immer wieder zusammen. Und es wurde fleißig getourt, in Nordamerika natürlich, in Europa, und auch in Deutschland ist die Kapelle regelmäßig zu erleben.

    Das neue Album „Feel The Void“ wird am 18. März des kommenden Jahres erscheinen und uns mit 12 neuen Songs erfreuen. Eine erste Single wurde bereits veröffentlicht und macht definitiv Lust auf mehr – Killing Time ist hier im Video zu sehen. Danach geht es natürlich auf Tour, welche die Band im Oktober auch nach Deutschland führen wird – Auftritte sind bereits in mehreren Städten angekündigt (was jetzt leider nur Berlin und Westdeutschland meint).

    Wohl denen, die dafür Zeit und Gelegenheit finden.


    PS: Dieser Beitrag ist ein erster Quarantäne-Beitrag, quasi ein Lebenszeichen. Eine Covid-19-Infektion hat mich erwischt und macht mir immer noch ordentlich zu schaffen. Verstehen Sie diese Zeilen somit als kleines Indiz dafür, dass es aufwärts geht. Immer mit der Ruhe, und Schritt für Schritt.

  • Rundfunk-Feature: Too Old To Die Young

    Joost und Terry sind Punks seit über 40 Jahren. Sie sind von Anfang an dabei, quasi Urgesteine der deutschen Punkszene. Der Ratinger Hof in Düsseldorf, Sie erinnern sich vielleicht, eines dieser Epizentren im Westen, als der Punkrock von England hinüber schwappte – dort haben sie sich kennengelernt. Wissenswert: Joost hat dazumal in vielen der Bands mitgespielt, von denen Jürgen Teipel einst in seinem (auch hier im Blog erwähnten) Dokumentarroman „Verschwende deine Jugend“ berichtete. Heute leben die beiden in Berlin, haben die 60 erreicht und gehören zum Straßenbild in Friedrichshain. Ihre unbeschwerte Haltung haben sie sich bewahrt.

    Ralf Bei der Kellen, seines Zeichens freier Autor beim Deutschlandradio Kultur, hat Joost und Terry über drei Jahre mit seinem Aufnahmegerät begleitet. Im Alltag – auf der Straße, auf Partys und am Arbeitsplatz. Und er hat nachgefragt. Nach dem, was von damals geblieben ist. Nach der Gegenwart und nach der Zukunft auch. Wir hören ein paar Anekdoten von früher, Geschichten von Krankheit und von längst gegangenen Freunden. Musik hören wir natürlich auch. Und kommen im Fazit zu der Erkenntnis, dass No Future schon damals nicht mehr als nur eine Floskel war.

    Last but not least: Es wird sehr viel gelacht in diesem Feature. Applaus dafür!


    Too Old To Die Young
    Joost und Terry: Punks seit über 40 Jahren
    Von Ralf Bei der Kellen
    Regie und Ton: der Autor
    Endmischung: Jan Fraune
    Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2021
    Länge: 53‘48

  • NOFX: The Big Drag

    Der mensch mag den Punkrock, und der mensch mag den Animationsfilm. Von daher komme ich nicht umhin, diese nahezu perfekte Melange zu erwähnen.

    NOFX, die Punkrock-Ikonen aus L.A., haben uns erst Anfang des Jahres mit dem auch hier im Blog gelobten Single Album beglückt – wir erinnern uns. Mit „The Big Drag“ (Track Numero eins) ist jetzt ein nigelnagelneues und aufwändig produziertes Video veröffentlicht worden, das hier erwähnt und gezeigt werden muss.

    Animiert wurde das nahezu episch anmutende Video von den Mad Twins (die Zwillingsschwestern Olga und Vira Ishchuk) aus der Ukraine, die fünf lange Monate an dem Clip arbeiteten. Fat Mike bat die Schwestern um ein Video zur Platte, und diese entschieden sich für den Opener „The Big Drag“ – welcher nichts anderes ist als ein düsterer Abgesang auf die Menschheit im Ganzen.

    Herausgekommen ist dieses knapp sechsminütige, wahrhaft finstere Punkrock-Kino (das Video) vom Allerfeinsten. Applaus dafür!

  • BUSTER SHUFFLE: Sucker Punch Blues

    Es ist Frühling und es wird Sommer und es gibt noch einmal Ska auf die Ohren. Weil ich es kann und weil ich es will und weil es auch not tut. Gute Laune leben, leichtfüßig über die Wiesen steppen, den Wald umärmeln und die zunehmend unerträglich schwurbelnde Volksgemeinschaft für mindestens eine Albumlänge ausblenden. Das hat doch etwas. Schauen wir also über den Kanal und schauen wir auf London, auf das schmuddelige East-End. Dort musizieren die BUSTER SHUFFLE von 2007 und bis heute. Eben erst ist mit Sucker Punch Blues (hier im Video) eine neue Single erschienen – Grund genug für die längst überfällige Erwähnung der Kapelle hier im Blog.

    Wer sie nicht kennt: BUSTER SHUFFLE spielen einen gelungenen Mix aus Reggae, Punk, Rock und Pop (nach eigener Aussage „Piano smashing Cockney Ska“), kurz gesagt einen erstklassigen Ska (ohne Bläser, dafür mit Piano). Vier Alben hat das Quartett, also known as „The Best dressed Band“ (Schiebermütze und Fred-Perry-Oberteile sind Pflicht!), bisher veröffentlicht – zuletzt erschien im Dezember 2020 das Re-Release ihres dazumal in Eigenregie produzierten Debütalbums Our Night Out (Hörtipp!). Dazu kommen diverse Singles und EPS und nun endlich mit der oben erwähnten Single endlich wieder nigelnagelneues Material.

    Was auch wichtig ist: die Männer wurden als Live-Band euphorisch gefeiert. Ausverkaufte Shows und Festivals sprechen für sich, getourt wurde und wird (wenn das alles wieder geht) in Europa und Übersee und an der Seite namhafter Kollegen (Mad Caddies, Frank Turner, Dropkick Murphys, Madness u.a.).

    Kurzum und was ich also sagen will: BUSTER SHUFFLE ist eine sympathische und gefällige Band, die ich sehr gerne einmal live sehen würde. Daumen hoch dafür!

    Und ihr kennt sie jetzt auch.

  • The BossToneS: When God Was Great

    Die Mighty Mighty BossToneS sind die Skacore-Band der ersten Stunde. 1985 haben sie sich in Boston gegründet – mittlerweile gelten sie als die Institution des Genres. Anno 1989 erschien eine erste Platte in sehr geringer Auflage – das erste offizielle Album kam dann 1990 auf den Markt (Devil’s Night Out). Neun weitere Studio-Produktionen sollten folgen, und eben jetzt erschien mit When God Was Great das elfte Album dieser sympathischen Formation.

    Mit ihrem Sound (entspannter Ska trifft auf aggressiven Hardcore-Punk) haben die BossToneS ungezählte Bands in der Punkrock- und Ska-Szene beeinflusst – Devil’s Night Ou gilt noch heute und zu Recht als der Meilenstein in der Geschichte des Skacore. Sie lieben es vor Publikum zu spielen und waren immer auch politisch engagiert – wie dazumal die Clash, die meines Erachtens einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihre Musik hatten und haben. Und was muss das muss: In allerbester Ska-Tradition tritt die siebenköpfige Kapelle grundsätzlich in Anzug und Krawatte auf. Hurra! Dazu kommt mit Ben Carr – Tusch! – noch der bandeigene Vortänzer.

    Das neue Album mit seinen 15 Gute-Laune-Songs gefällt mir ausgesprochen gut. Im Video seht ihr mit „THE FINAL PARADE“ den großartigen Rausschmeißer, der mit einer illustren Gästeliste aufwarten kann (Musikerinnen und Musiker von The Interrupters, Goldfinger, Rancid, Murphys Law, Suicide Machines, Stiff Little Fingers u.a.) und als mein Favorit benannt werden muss.

    Der Sommer kann kommen.

  • Totally Slow: Found Factions

    Totally Slow ist eine Melodic-Hardcore-Band aus North Carolina. Sie wurde anno 2013 gegründet und veröffentlichte bereits kurz darauf ihr allseits gelobtes Debütalbum Totally Slow. 2016 kam dann mit Bleed Out die zweite, ebenfalls gefeierte Platte auf den Markt, weniger punkig, eher eine Schnelle-Schrammelbeat-Sammlung, aber ebenfalls gut hörbar und von Wohlklang. Irgendjemand ordnete das Album dazumal als „kraftvollen Pedal-to-the-Metal-Pop“ ein – das passt so ganz gut.

    Vor kurzem erst wurde nun die dritte LP angekündigt. Casual Drag soll am 4. Juni erscheinen und sich wohl etwas mehr am treibenden, eingängigen Punkrock der ersten Jahre orientieren (zumindest lässt das hier zu sehende neue Video darauf hoffen). Messerscharfer und schnörkelloser Melodic-Hardcore soll es werden, mit zornigen Texten und neuer Dame am Bass (Kate Weigand).

    Ich freue mich darauf.

  • DeeCRACKS: Serious Issues

    Fünf Alben, diverse EPs und zwei Best-of-Platten – das Portfolio der DeeCRACKS kann sich sehen lassen. Ihre letzte Produktion, Serious Issues, ist eben erst erschienen (am 12. März dieses Jahres, via Pirates Press Records) und der willkommene Anlass, das österreichische Punkrock-Trio hier endlich einmal lobend zu erwähnen.

    Begonnen hat alles anno 2003. Nach einigen wenigen Auftritten als RAMONES-Cover gründeten die Musiker eine Band und begannen alsbald, eigene Songs zu schreiben. Das erste Album erschien 2007, damals noch unter dem Namen The Cretins. Im gleichen Jahr erfolgte dann – aus namensrechtlichen Gründen – die Umbenennung in DeeCRACKS. In der Ausrichtung änderte sich damit nichts. Das Trio hat relativ schnell den eigenen Sound gefunden, blieb seinen Wurzeln aber treu verbunden – der Einfluss der RAMONES auf ihre Musik ist nach wie vor nicht zu überhören (wenngleich nicht dominant). RAMONES-Core kann man auch sagen. Und das ist ja auch gut so.

    Serious Issues bietet nun, in allerbester Punkrock-Tradition, 16 neue Tracks in 29 Minuten. Zwei davon sind hier im Video zu sehen und, wie der Zufall es will, zugleich meine Favoriten („Lost In The Middle“ und „We Can’t Help It“). Ich denke, sie bringen das Feeling dieser Platte auch ganz gut auf den Punkt: Gute-Laune-Punkrock-Songs, ein bisschen Surf-Punk, ein bisschen One-Two-Three-Four und schöne Melodien von vorne bis hinten. Ich mag sie alle.

    Und manchmal, aber nur manchmal, meine ich auch Hot Water Music herauszuhören. Das macht die Sache perfekt. Für mich jedenfalls. Applaus dafür!