Vor vier Jahren war ich zuletzt auf dem Kahlen Berg (Lysá Hora – 836 m), da war der Gipfel noch deutlich spärlicher bewaldet. Inzwischen lässt sich sagen, dass die Vegetation dort bemerkenswert ins Kraut geschossen ist. Um einen unverstellten Ausblick auf das Umland zu erhaschen, muss man diesen schon suchen.
Auch die früher zu Recht gepriesenen Fernblicke zum Mückenberg (808 m) sind längst passé – beim Anmarsch im dichten Wald müsste man schon auf Stelzen laufen, um diesen noch zu überblicken. Ab und an versuchen noch Gruppen zerzauster Ebereschen, den oft mehr als mannshohen Fichtenbestand zu überragen. Aber viel geht da nicht mehr. Der Kahle Berg ist also mitnichten kahl, er wurde wieder aufgeforstet und ist heute ordentlich bewaldet. So sieht das jetzt dort oben aus.
Und das ist natürlich auch gut so. Aber jetzt der Reihe nach zu unserer Sonntagsrunde im Osterzgebirge. Das Automobil auf dem Wanderparkplatz in Fürstenau abstellen. Drei Euro braucht es dort für die Tageskarte. Weite Wiesen, kahle Hänge. Der Koppelzaun ist unser ständiger Begleiter. Die Rindviecher bleiben misstrauisch und halten Distanz.
Dann rechter Hand ein Denkmal, das an die Opfer eines Todesmarsches im Jahr 1945 erinnert. Wir laufen nach Fojtovive (Voitsdorf) hinein und wieder hinaus. Ein paar Häuser nur, Ställe und Silos. Es geht bergan, und gewaltige Windräder säumen den Weg. An einem Wegweiser wenden wir uns mit dem allgegenwärtigen Koppelzaun nach rechts, laufen dann direkt auf den schon seit Fürstenau sichtbaren Mückenberg zu. Scheinbar endlose Weiden und Bergwiesen. Ein leichter Wind, Vogelgezwitscher und kein Mensch – alles herzallerliebst.
Wir nähern uns dem Berg und es wird unangenehm laut. Lärm und Gestank. Eine Gruppe Quadfahrer zerstört die Idylle. Es ist eigentlich nicht zu verstehen, dass sich diese Klientel hier im Gelände frei bewegen darf. Scheinbar ist dem aber so. Man muss das zur Kenntnis nehmen. Oben am Mückentürmchen wird es dann richtig unangenehm. Die Seilbahn von Kruppka bringt vielerlei Menschen auf den Gipfel. Zudem kommen über die Straße Motorräder und Roller en masse – die motorisierte Fraktion beim Sonntagsausflug.
Ein schnelles Bier und eine Wurst vom Grill. Und weitereilen – zurück zu Einsamkeit und Ruhe. Gönnen uns zuvor aber noch den Ausblick auf die Vulkankegel des Böhmischen Mittelgebirges. Es ist diesig, viel zu sehen gibt es nicht.
Ein Stück die Straße hinunter. Die St. Wolfgangs Kapelle ist am Wochenende geöffnet. Dann rechts über den Parkplatz und auf dem Kammweg Richtung Cinovec laufen. Einsame Forstwege, die im Winter als Loipe genutzt werden. Und jetzt Obacht geben (wir sind nämlich zu weit gelaufen und mussten ein Stück zurück): an der richtigen Wegkreuzung (die Wegmarkierung auf dem Foto beachten) rechts und leicht ansteigend in den Wald hinauf gehen. An einer grasbewachsenen Gabelung (anbei eine kleine, eingezäunte Schonung) ca. 150 Meter rechts gehen und dann links, querfeldein auf den Gipfel des Kahlen Berges hinauf. Wie es dort oben ausschaut habt ihr bereits gelesen.
Zurück von dem Abstecher und wieder an der Schonung angekommen dem breiten Hauptweg weiter folgen. An den nachfolgenden Kreuzungen immer geradeaus gehen. Es geht bergab, und alsbald ist die kleine Straße erreicht, die Cinovec und Fojtovice verbindet. Auf dieser wird es noch einmal unangenehm (Sie wissen schon, die motorisierte Fraktion und es ist Sonntag). Nur eine Anhöhe noch und wir stehen wieder am eingangs erwähnten Denkmal für die 59 Opfer des Todesmarsches.
Fazit: eine schöne Runde auf dem Erzgebirgskamm. Viel Natur und endlose Weite, vom lauten Gewimmel am Mückentürmchen einmal abgesehen. Unter der Woche dürfte das aber deutlich entspannter sein.
Wegstrecke: 14,1 km.
Zeitdauer: 2 Stunden und 50 Minuten (reine Gehzeit).
Mögliche Einkehr: die Wirtschaft am Mückentürmchen und das „Bergstübchen“, etwas unterhalb des Gipfels.
Lese-Tipp: diese Wanderung findet sich so im „Wander- und Naturführer Osterzgebirge“ des Berg- und Naturverlags Rölke (Auflage 2007). Doch Vorsicht, die Angaben sind mitunter nicht mehr aktuell. Das wichtige Loipenzeichen (1,5km) am nicht markierten Abzweig zum Kahlen Berg ist beispielsweise nicht mehr vorhanden.
Wer es ganz genau wissen möchte: ich habe die Runde aufgezeichnet. Wegen der Statistik und so, Sie wissen schon.
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