Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Scherbens Knochen

    Sonntagvormittag, ein kleines und unverhofftes Zeitfenster. Um abzuschalten, für einen Moment an gar nichts zu denken. Und um den Wind im Gesicht zu spüren.

    Ich schwang mich in den Sattel, trat in die Pedale und fuhr gen Süden. Zuschendorf, das Seidewitztal, Liebstadt. Viel Schatten und immer leicht bergan. Eine kurze Pause. Dann der Stich hinauf nach Börnersdorf. Der mensch lobte den Tag, an dem er sich für das motorisierte Rad entschied. Oben dann das Foto.

    Es galt, die Postmeilensäule zu grüßen und die A17 zu queren. Der unscheinbare Hügel rechts heißt Scherbens Knochen und ist 502 Meter hoch. Ich mag diesen Namen für die Höhe.

    Hernach führte die Route rasant bergab (mit über 60 Sachen). Wingendorf, Göppersdorf, Gersdorf. Keine Autos, hier nicht und dort auch nicht. Später Friedrichswalde-Ottendorf und zuletzt zurück nach Pirna.

    Ich sah eine Handvoll Kühe, immer wieder und beidseits der Straße. Shaun das Schaf war auch zu sehen. Und über allem kreiste der Rote Milan. Dazu der blödblaue Himmel, 30 Grad und gleißendes Sonnenlicht. Das Hochsommerausklangs-Wochende, sagte Kachelmann. Ich war längst bereit dafür.

    Kurzum: Zwei schöne Stunden waren das, auf der am heutigen Sonntag beinahe vollkommen autofreien Landstraße (komoot).

  • Gipfelglück am Kleis

    Der Kleis (tschechisch Klíč) ist eine der markantesten Erhebungen des Lausitzer Gebirges. Seine kegelförmige Gestalt, gekrönt von einer beeindruckenden Felswand, macht ihn zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen. Von seinem Gipfel bietet sich ein atemberaubender Panoramablick auf die umliegende Landschaft, das Böhmische Mittelgebirge und bei klarer Sicht sogar auf das Riesengebirge. Der Kleis ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Wanderer, sondern auch ein geologisches Highlight, das von zahlreichen Wanderwegen erschlossen ist.

    Wir hatten ihn schon länger auf der Agenda und gestern nun endlich die Zeit, den Berg zu erwandern. Dazu starteten wir in Polevsko (Blottendorf), einem 430 Seelen zählenden Dorf mit Glasmachertradition nahe Nový Bor (Haida). Interessehalber liefen wir zunächst zum Hasenberg (Borská skalka), einem hochaufragenden, teilweise bereits abgebrochenen Basaltfelsen, der vor allem für Klettermenschen von Interesse ist – zahlreiche Ringe und Schlingen markieren die verschiedensten Wege zum Gipfel. Für uns Wanderleute ist er nicht gar so interessant, da sich kaum eine nennenswerte Aussicht auf die Umgebung ergibt.

    Hernach bewegten wir uns im direkten Anlauf auf den Kleis hinzu. Im schattigen und knochentrockenen Buchenwald spazierten wir auf schönem Pfad bis zur Kleisquelle, die sich am Fuße der (vor allem wohl im Winter) eindrucksvollen Steilwand an der Südflanke des Berges findet. Der Aufstieg über die Nordflanke beginnt zuerst steil, verläuft dann aber in moderaten Kehren bis zum baumlosen Gipfel. Dort galt es zu verweilen und die einmalige Rundumsicht zu genießen.

    Der spätere Abstieg erfolgte zunächst auf gleichem Weg wie der Anstieg, dann aber auf anderen Pfaden und im leichten Bogen durch den Wald nach Polevsko zurück. Zum Abschluss ergab sich eine kurze Einkehr (direkt gegenüber das Rathaus), es war ja doch ein heißer Tag und die Socken qualmten beängstigend.

    Was schön war: Die Gesteinsblockhalden und die steile Südwestwand sind beachtlich und sehenswert. Dazu kommt die phänomenale Rundumsicht vom Gipfel, welche für jedwede Mühen beim Aufstieg entschädigt. Und der Ansturm der interessierten Wandermenschen hielt sich in Grenzen, wir trafen auf unserer Runde allenfalls auf ein überschaubares Dutzend von Damen und Herren.

    Wer mag, schaut auf den genauen Verlauf der Route bei komoot.

  • Meine 14 Achttausender

    Normalerweise ist der mensch kein mensch, der Listen führt und abarbeitet – ausgenommen dieser einen. Es geht, Sie ahnen es, um die 14 Achttausender im Osterzgebirge. Die Geschichte dazu gefiel mir schon immer und ja, ab und an wurde einer der Berge erlaufen oder auch mit dem Rad tangiert, jedoch nie bewusst als zu dieser Gruppe zugehörig.

    Letztlich ist es dem plötzlich und unerwartet erwachten Ehrgeiz und Sportsgeist eines gewissen Blognachbarn und Heimatforschers zu verdanken, dass sich der mensch getriggert fühlte und versuchte nachzuvollziehen, wann er denn schon wo einmal gewesen ist. Ich schrieb also die Liste und erlief unlängst die noch verbliebenen Gipfel – zum Zwecke der Vollständigkeit. Und nun ist es getan – Hurra!

    Irgendwann muss man ja auch mal etwas zu Ende bringen.

    Meine 14 Achttausender im Osterzgebirge

    So weit, so gut, der Spass war es wert. Auch wenn es einige Jahre gedauert hat – Sinn machte es allemal und ich danke dem BIWAK-Team für die Umsetzung dieser schönen Idee.

  • Drachenkopf und Kannelberg

    Zwei Worte, zwei Namen für ein und denselben Berg – es ist, wie es ist (ein Fels am Fuße des Berges erinnert durch seine Form an einen Drachenkopf). Ich bleibe einstweilen beim Drachenkopf, der klingt imposanter. Zu finden ist der Gipfel im Osterzgebirge (explizit zwischen Holzhau und Nassau), er ist ganze 8054 dm hoch und gehört damit auf die hier gerne und immer wieder erwähnte Liste der 14 Achttausender.

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  • Die Heide, die Teiche und der Dreiweiberner See

    Am Sonntag in die Oberlausitz. Bei Weißkollm der kleine Parkplatz am Wald. Die Räder abladen, die Route checken und in die Pedale treten – zu einer bemerkenswert schönen Tour durch die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.

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  • Drei weitere Touren unter der Woche

    Sommerferien, Theaterferien, Urlaub – kurz: die schönsten Wochen des Jahres sind gekommen. Auch in der zweiten Urlaubswoche sind es drei Touren bei mir geworden, die hier notiert werden müssen. Als Notiz für mich und als Anregung, wenn es denn passt.

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  • Drei Touren unter der Woche

    Sommerferien, Theaterferien, Urlaub – kurz: Die schönsten Wochen des Jahres sind gekommen. Drei Touren sind es in dieser ersten Woche bei mir geworden, die hier notiert werden müssen. Als Notiz für mich und als Anregung, wenn es passt.

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  • Im Schönfelder Hochland

    Allerfeinstes Radlwetter hatten wir gestern: Sonnenschein, heiter bis wolkig und nicht zu warm – so gefällt uns der Sommer. Während die Kleinstadt unter dem Besucheransturm ächzte (das Stadtfest in Pirna) zog es mich auf das Land hinaus. Auf der anderen Elbseite, im Schönfelder Hochland, wurde trefflich (und in 1A Haltung!) pedaliert.

    Die Strecke im Schnelldurchlauf: Copitz, Jessen, Liebethal (ein kurzer Stopp an der Kirche, dort sitzt es sich immer sehr schön), Porschendorf, Wünschendorf, Eschdorf, Schullwitz, Schönfeld, Weissig (der Alte Bahndamm!). Weiter nach Gönnsdorf und Pappritz, dann nach Pillnitz hinunter und über Birkwitz und Pratzschwitz nach Pirna zurück (komoot).

    Was schön war: Das Wetter lobte ich schon. Dazu der mäßige Verkehr auf dem Alten Bahndamm. Die netten Rastplätze und die weiten Blicke. Der frische Wind auf der Höhe. Die rot und blau blühenden Feldränder. Und das wogende Getreide.

    Ich sah den Storch, den Falken, die Ziege, die Kuh und das Pferd. Und verweilte kurz auf dem Dorffest in Schullwitz.

  • Lips Tullian und der Mittelpunkt Sachsens

    Lips Tullian war ein sagenumwobener Räuberhauptmann, der mit seiner Bande, der Schwarzen Garde, zu Anfang des 18. Jahrhunderts im Sächsischen sein Unwesen trieb. Eines Tages jedoch wurde er gefasst und am 08.03.1715 in Dresden enthauptet. Die Räuberbande besaß dazumal einen primitiven Unterschlupf im Tännichtgrund bei Naundorf, wo bis heute eine etwa 450 m hohe Erhebung den Namen Lips-Tullian-Felsen trägt. Der Felsen, in welchem sich die heute leider verschüttete Höhle einst fand, ist als Diebskammer benannt.

    Dieses Naundorf also. Wir fuhren hinüber und liefen eine weitere Runde im Tharandter Wald, auf den Spuren der Räuber. Dafür blieben wir zunächst immer am Bach, dem besagten Colmnitzbach im Tännichtgrund. Ein schöner Weg führt (am Waldbad vorbei) bis zu einer größeren Kreuzung, an welcher unübersehbar die Diebskammer steht. Neben dem Hinweis auf die nicht unbedeutende, oben erwähnte Historie findet sich dort auch der erst 1995 erschlossene geografische Mittelpunkt Sachsens (explizit 250 m weiter westlich) – eine Gedenkstele macht auf diesen Umstand aufmerksam.

    Wir blieben weiterhin am Bach und liefen später den Hang hinauf zur sogenannten Salzstraße. Bis zum Lips-Tullian-Felsen waren es dann nur noch wenige Schritte. Zwei Bänke laden zum Verweilen ein, die Aussicht lässt sich durchaus als eine solche einordnen und ja, der Felsen ist 450 m hoch und es geht steil hinunter. Nach dem Abstecher liefen wir ein gutes Stück weiter auf der Salzstraße, bis wir zum Bahndamm der ehemaligen Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz-Oberdittmannsdorf hinunterstiegen und auf diesem Richtung Naundorf zurückliefen.

    Was schön war: einmal mehr die absolute Ruhe im Busch (vom fröhlichen Zwitschern der Vögel abgesehen). Im Schatten des Waldes war es angenehm zu spazieren, nur wenige Menschen taten es uns gleich. Und das schönste Stück Weg war der Tännichtgrund, der ist wahrlich herzallerliebst (komoot).

    Am Sonntag war das.

  • Zum Steinkreuz von Burkhardswalde

    Es galt, das unlängst neu aufgestellte Steinkreuz in Burkhardswalde zu erkunden. Der mensch hatte die Zeit, das Wetter könnte besser nicht sein und so stieg ich frohgemut auf das Rad, um von Pirna aus das Gottleubatal hinaufzufahren.

    Zunächst pedalierte ich bis Bad Gottleuba, um am Markt an der Postmeilensäule anzuschlagen und kurz zu pausieren. Weiter ging es via Bergießhübel: links über den Berg nach Gersdorf, dann Borna, hinauf zur A17, unter dieser hindurch nach Nentmannsdorf, in das Seidewitztal hinunter und nach Burkhardswalde hinauf. Dort ist nahe dem Gasthof der Wanderweg nach Maxen ausgewiesen, welchem man ein schönes Stück folgt, um schließlich am besagten Steinkreuz anzulangen. Eine Bank lädt zum Verweilen ein (komoot).

    Das Kreuz von Burkhardswalde lagerte 34 Jahre im Depot des Landesamtes für Archäologie, wurde rekonstruiert und nun mit Hilfe des Heimatvereins unweit seines Fundortes wieder aufgestellt. Wo und warum es dazumal genau stand, wann und warum es entfernt wurde – das alles ist bis heute unklar.

    Ich verweilte dann ein wenig vor Ort, genoss die Landschaft und fuhr später über Meusegast und Krebs nach Pirna zurück.

    Was schön war: die Tour im Ganzen. Im dunklen Tal und dem sonnigen, offenen Land. Die kaum befahrenen Landstraßen. Der Storch, der Milan und die stillen Dörfer. Und der Mohn, dazu die Feldblumen. Manchmal auch der Geruch von Mist.

    Ich nenne es Landliebe.