Argentinien, Buenos Aires, im Winter 2001. Das Land befindet sich seit drei Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise, der Kollaps des Finanzsystems steht unmittelbar bevor. Julio betreibt einen kleinen Schuhladen, in den schon lange kein Kunde mehr einen Fuß gesetzt hat. Vor allem aber ist er Musiker, sprich ein leidenschaftlicher Bandoneon-Spieler. Abend für Abend steht er mit seinem Tango-Quintett auf der Bühne. Doch die Krise ist allgegenwärtig, und das Quintett wird überraschend zum Quartett: Der Sänger verabschiedet sich und sucht, gleich ungezählten Anderen, sein Glück im Ausland. Auch Julio beschließt zu gehen, er packt seine Koffer und möchte nach Deutschland, in das Land, in dem seine Mutter einst geboren wurde. Er gibt den Laden ab, kündigt die Wohnung und plant seinen Wagen zu verkaufen.
Leider klappt das nicht alles wie gedacht – Tochter und Mutter fremdeln zunehmend mit dem Gedanken ans Auswandern. Zudem verzögert sich der Verkauf des Autos nach einem Verkehrsunfall (durch die bezaubernde Taxifahrerin Mariela verursacht). Und damit geraten die Dinge in Bewegung: Neben der sich entwickelnden Beziehung zu Mariela nimmt plötzlich auch das totgeglaubte Bandprojekt wieder an Fahrt auf. Julio zögert und zweifelt zunehmend an seinem Vorhaben …
„Adiós Buenos Aires“ ist das Spielfilmdebüt des Regisseurs German Kral, der 1968 in Buenos Aires geboren wurde und seit 1991 in Deutschland lebt. International bekannt wurde der Dokumentarfilmer mit seinem preisgekrönten Film „Ein letzter Tango“, der 2016 in die Kinos kam. Man spürt es in seinem Schaffen: Der Mann hat den Tango von Kindesbeinen an aufgesogen. Sein neuer Film bestätigt das, denn auch in diesem spielt der gesungene und getanzte Tango die eigentliche Hauptrolle.
Und diesen Film gilt es ohnehin zu loben. Wir sahen eine überaus stimmige (das Licht, die Farben!), mitunter liebenswert altmodisch und sentimental erzählte Geschichte, die (neben der Ode an den Tango) einen umfassenden und facettenreichen Einblick in die damalige, von Krisen geschüttelte argentinische Gesellschaft bietet.
Das Anschauen lohnt unbedingt. In einem guten Kino nahebei, versteht sich. Denn dafür werden diese Filme gemacht.
Schreibe einen Kommentar