Tschechien hat die Grenzen wieder geöffnet und das gefällt uns. Von daher lag es auf der Hand, das deutsche Land für einen kurzen Besuch bei unseren Nachbarn zu verlassen. Eine ruhige Ecke sollte es sein, und oben bei Moldava klappt das ganz gut. Die dort westlich gelegene Hochebene ist uns schon bekannt, alles andere hingegen weniger und so lenkten wir unsere Schritte vom Parkplatz in Moldava (gleich rechts auf tschechischer Seite) zunächst zum Bahnhof und dann weiter gen Osten – der Wanderweg ist gelb markiert.
Erste Station war die 1931 vom Förster Anton Wittich errichtete Wittichbaude (812 m), ein paar Bänke und der lobenswerte Weitblick laden zum Verschnaufen ein. Nahebei steht das zwischenzeitlich neu errichtete Niklasberger Kreuz, welches an die Befreiung eines von der Riesenburg geraubten Mädchens erinnern soll.
Über zwei längere Anhöhen hinweg liefen wir weiter zum schon weithin sichtbaren Stürmer (Bouřňák) und haben diesen uns bis dato unbekannten Gipfel (869 m), weil ohnehin schon auf der Höhe, auch schnell erlaufen. Das Ambiente dort ist nicht so schön, Tristesse und Leerstand prägen den Stürmer, welcher vor allem als Ski–Hotspot im Winter von sich reden macht (also Pisten, Lifte und Schneekanonen).
Schön ist hingegen der an der Ostflanke zu findende Abstieg nach Hrob (Klostergrab), mit seinem Buchenwald und dem weiten Blick auf das Panorama des Böhmischen Mittelgebirges. Der Weg führt – über Wiesen und Geröll – steil nach unten, ordentliche Bergschuhe sind dort von Vorteil (ca. 475 Höhenmeter auf 4 km). Am Bahnhof in Hrob endete unsere gute zehn Kilometer lange Wanderung. Wir hatten noch ein gutes Stündchen bis zur Abfahrt der Bergbahn, die uns nach Moldava zurückbringen sollte, und liefen eine Runde durch den verschlafenen Ort, die man sich, im Fazit betrachtet, getrost auch schenken kann. Okay, es gibt zwei Kirchen und eine Kneipe für Interessierte (letztere öffnet aber erst am Nachmittag).
Wir liefen zurück zum Bahnhof und kamen dann alsbald zum eigentlichen Höhepunkt des Tages: einer Fahrt mit der Moldauer Bergbahn. Und wir hatten Glück, statt eines modernen Zuges fuhr einer dieser wunderbar altmodischen, tschechischen Triebwagen vor. Pünktlich auf die Minute, versteht sich, wir sind ja in Tschechien. Die Bahnfahrt war ein Genuss: zwei Tunnel, ein Viadukt und ein Kopfbahnhof mit Richtungswechsel (in Dubi). Und immer wieder tolle Ausblicke auf den Stürmer und die exponierte Südflanke des Erzgebirges.
Eine gute halbe Stunde braucht die (mitunter ordentlich geforderte) Bahn bis hinauf nach Moldava. Die Tickets gibt es beim Schaffner, der kommt und kassiert. In unserem Fall knappe zwei Euro, sprich 52 Kronen für zwei Nasen.
Das Resümee fällt kurz aus: Es war großartig. Das Wetter war gestern nicht so doll, alles grau in grau und immer wieder auch Regen, die Wege (wir sind i.Ü. nicht einem einzigen Menschen begegnet) waren entsprechend aufgeweicht. Aber der urige Wald, die blühenden Bergwiesen mit ihren Panoramen und natürlich die Fahrt mit der Eisenbahn waren der pure Genuss.
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