Ole war früher Punk und sogar ein wenig erfolgreich mit seiner damaligen Band. Das war irgendwann in den späten 80ern und zu Beginn der 90er Jahre. Heute ist er 40 und betreibt das »Helsinki«, die letzte normale und großartig versiffte Bar in einer namenlosen kleinen Braunkohlestadt im Osten. Dort darf geraucht werden und neben einer deftigen Soljanka werden Eier in Senfsoße und Rollmöpse serviert. Ab und an zeigt Ole im Hinterzimmer frivole Filme aus den 20er Jahren.
Vieles ist ihm nicht geblieben – eine Handvoll Freunde, etliche gescheiterte Beziehungen, die Tochter, die er nur selten sieht und dazu seine Erinnerungen. Täglich schluckt er Tabletten gegen den Tod. Als seine Bar geschlossen wird und seine Tochter vollends im Ungemach zu versinken droht, regelt Ole das Notwendigste und verlässt die Stadt. Er bricht nach Tschechien auf, folgt seinen Erinnerungen und reist an den dunkelsten Punkt seiner Vergangenheit: anno 1987 versuchte er als 17-Jähriger mit seiner 16-Jährigen Freundin Nancy über die grüne Grenze in den Westen zu fliehen. Nancy hat diesen Fluchtversuch nicht überlebt …
Punk’s dead, but something’s still alive.
„Vom Ende des Punks in Helsinki“ ist ein deutsch-tschechisches Heldenepos der besonderen Art: manchmal witzig, oft melancholisch und zumeist zum Heulen traurig. Es spielt in einer nicht allzu fernen Vergangenheit und erzählt von der Tristesse der spätkommunistischen Jahre in der DDR und der damaligen Tschechoslowakei. Tschernobyl, die Sex Pistols und die Toten Hosen, Zauberpilze und die Stasi und die Polizei.
Jaroslav Rudis hat einen rundum faszinierenden Roman geschrieben, der mir so wunderbar gefällt, dass ich gerne eine Fortsetzung der Geschichte hätte. Er erzählt von Menschen, die sich dazumal verweigerten und auch heute auf vermeintlich verlorenem Posten stehen. Die Sympathie für seine Helden ist immerdar zu spüren, und schnell gewinnt man den Eindruck, dass der Autor sehr genau weiß, worüber er schreibt. Danke dafür.
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