Verbrannte Orte

Über die Lokalpresse bin ich gestern auf ein interessantes Projekt gestoßen, welches hiermit Lob und Unterstützung erfahren soll …

Unter Verbrannte-Orte.de soll in Bälde ein Onlineatlas zu den Nationalsozialistischen Bücherverbrennungen von 1933 entstehen. Hinter dem durch eine Crowdfunding-Kampagne finanzierten Projekt steckt Jan Schenk, seines Zeichens freier Fotograf aus Berlin, der damit eine für alle zugängliche Informationsplattform zu den Orten der Bücherverbrennungen schaffen möchte, um diese Orte nicht weiter in Vergessenheit geraten zu lassen.

Geschichte ist Erinnerung – wir wissen das, und dass auch in Pirna Bücher verbrannt wurden, sollte hinlänglich bekannt sein. Bemerkenswert daran: dies geschah hier bereits zwei Monate vor den Ereignissen in Berlin und anderswo.

Genaueres dazu erfahren wir unter Geschichte-Pirna.de:

… Am gleichen Tage stürmte die SA auch die Volksbuchhandlung auf der Breiten Straße und verbrannte deren Buchbestände auf der Kreuzung, zwei Monate vor der spektakulären Bücherverbrennung in Berlin! Hermann Paufler berichtet darüber:

„Als ich in die Nähe des heutigen Kraftverkehrs kam, kam aus der damaligen Fabrik von Gäbler, heute Auto-Mildner, eine Kolonne mit Karabiner bewaffnete SA. ..(ich) bin zurück nach der Stadt, eine Kolonne besetzte das Volkshaus und die anderen marschierten nach der Volkszeitung. Es dauerte auch nicht lange, da schleppten die SA Bücher, Schreibmaterial und alles andere auf die Straße und brannten es an, darüber herrschte von der anwesenden Bevölkerung große Empörung. Gegen die bewaffnete SA konnte nichts unternommen werden, und so mußte zugesehen werden, wie alles fortschrittliche Material verbrannte. Am Hause der Buchhandlung von Höhne stand unter Bewachung der Gen. Fietsch Oskar und noch ein Gen., dessen Namen ich nicht mehr weiß, dann sah ich noch, wie Pastor Peter abgeführt wurde. Nachher bin ich nach Hause gegangen. Als ich am Volkshaus war, stand mein damaliger Unterkassierer von der SPD als SA-Mann Posten, im Februar hatte er mich noch kassiert, es war der Lump P., ich war erschüttert.“

Die Bücherverbrennung muß also in Teilen der Bevölkerung auf Empörung gestoßen sein, denn am 11.3.1933 erschien im „Pirnaer Anzeiger“ eine Mitteilung der NSDAP-Kreisleitung, wonach „vor der Volksbuchhandlung nur marxistische und zersetzende Literatur verbrannt“ worden sei …

Habe ich eigentlich auf die Beiträge zur Geschichte Pirnas von Hugo Jensch schon einmal verwiesen? Nein? Dann soll dies hiermit geschehen sein, verbunden mit einem Dank für die sorgfältige und uneigennützige Aufarbeitung der jüngeren Geschichte dieser Stadt.

Zurück zum Online-Atlas: inzwischen (auch dank mortek) sollte die Finanzierung zum Start des Projektes stehen – wir dürfen also gespannt auf dessen Umsetzung sein. Weitere Spenden – für anfallende Recherchen und den Betrieb der Plattform – machen natürlich Sinn … Also bringt euch ein, und tut etwas Gutes.

Nachtrag: auch die Bücherverbrennung in Pirna soll innerhalb des Projektes explizit dokumentiert werden. Der AKuBiZ e.V. hat dafür nun die Patenschaft übernommen und ist bemüht, die benötigten 400,00 Euro zusammenzutragen. Auch hier darf fleißig gespendet werden …

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