Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Jürgen Teipel: Verschwende Deine Jugend

    Ich habe gelesen: „Verschwende deine Jugend“ von Jürgen Teipel.

    Teipels Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave ist bereits anno 2001 beim Suhrkamp Verlag Frankfurt erschienen. Mir liegt hier die erweiterte Neuausgabe in der ersten Auflage aus dem Jahr 2012 vor. Und ich habe sie, um es gleich vorwegzunehmen, mit Wohlgefallen und hohem Interesse gelesen. Etwas spät, aber immerhin.

    Wie es der Untertitel schon suggeriert, beschreibt dieser Roman das Geschehen jener heute fernen Jahre, in denen die englische Punk-Explosion aus dem Jahre 1977 ihren Weg nach Westdeutschland fand (im Grunde geht es um den Zeitraum 1976 bis 1983, bevor die Subkultur im Aufkommen der Pop- und Funkulturellen, Industrie geleiteten Neuen Deutsche Welle ihr bedauernswertes Ende fand). Das Buch dokumentiert die über Jahre geführten Gespräche des Journalisten Jürgen Teipel mit den Protagonosten der Bewegung. Er hat sie zu einem gut lesbaren Text zusammengefügt und lässt uns auf die Punkrock-Epizentren in Berlin, Hamburg und Düsseldorf zurückblicken. Zu Worte kommen Bands wie die Fehlfarben, DAF, Abwärts oder auch der KFC, gemeinsam mit vielen weiteren Musikern und Künstlern (stellvertretend seien hier FM Einheit, Gudrun Gut, Peter Hein, Tommy Stumpf(f) und Robert Görl genannt).

    Wie gesagt, für mich ist es eine großartige Doku jener Tage, auch wenn ich damals nur virtuell, weil über die Staatsgrenze hinweg, an ihnen teilhaben konnte. Denn es war nicht wenig, was damals über Radio und TV hinüber schwappte – die Bands kannten wir alle und nicht von ungefähr begannen sich Anfang der 80er ja auch im Osten die sogenannten Anderen Bands zu formieren.

    So weit, so gut, das sollte zum „Anfüttern“ genügen. Interessierte Menschen (mit größerer Affinität zur Bewegung) sollten das Buch gelesen haben – so sie es nicht längst getan haben. Im gut sortierten Gebrauchtbuchhandel ist es sicher noch zu finden.


    Jürgen Teipel
    Verschwende deine Jugend
    Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New-Wave

    Revidierte und erweiterte Fassung der Erstausgabe von 2001
    Verlag: Suhrkamp Verlag Berlin; Erste Auflage 2012
    ISBN: 978-3-518-46318-5

  • Björn Kern: Im Freien

    Ich habe gelesen: „Im Freien – Abenteuer vor der Tür“ von Björn Kern.

    Björn Kern ist Schriftsteller und lebt auf einem Hof im Oderbruch. Weite Landschaften, stille Wiesen und riesige Agrarflächen prägen das Oderbruch. Der Fluß mit seinen Läufen, die Grenze zu Polen und die Seelower Höhen, Ort des Gemetzels im April 1945, liegen nicht all zu fern. Alles ist erreichbar, sofern man sich aufrafft und sich darauf einlässt, draußen zu sein, mit Haut und Haar und all seinen Sinnen. Björn Kern lässt uns – über ein Jahr – teilhaben an den Entdeckungstouren vor der Haustür.

    Ich beschließe, die Nacht genau hier, am Waldrand, zu verbringen. Mir ist nicht mehr kalt, ich habe die Augen geöffnet, sehe aber nirgendwohin. Ich sehne mich nicht mehr nach dem nächsten Tag, bereue nicht, dass ich den zurückliegenden am Rechner verbracht habe. Ich bin hier. Alle Anspannung ist abgefallen. Es ist der Moment, der süchtig macht.

    Björn Kern: Im Freien – Abenteuer vor der Tür

    In der Natur, also ganz nahebei, macht er grundsätzliche Erfahrungen, Angst und Rausch und Begeisterung – das alles findet sich vor der eigenen Haustür. Eine Nacht im Wald, mit Reh und Fuchs, ein nächtliches Bad in der Oder, Eisbaden im Weiher nahebei oder das Schwitzzelt beim Schamanen nebenan – der Mann scheut keine Risiken, wenn ihn das Nahweh packt. Dieses Nahweh gilt es zu pflegen. Es braucht keine Flugreisen, keine Anfahrt mit dem Auto, keine Funktionskleidung und keinen Mobilfunk, um dem Alltag zu entfliehen und einfach nur draußen zu sein.

    Im Grunde ist „Im Freien – Abenteuer vor der Tür“ eine kleiner, auf Entschleunigung fokussierter Ratgeber für den Ausstieg vom Alltag. Keine Besserwisserei, keine Esoterik (den Schamanen werte ich als Kuriosum), wohlgesetzte Worte und ein als Pendant vorzüglich geeigneter, märkischer Nachbar (der darf nicht außen vor bleiben) machen das Buch in der Summe zu einem vergnüglichen, stets zu bejahendem Lesevergnügen.


    Björn Kern
    Im Freien – Abenteuer vor der Tür

    Broschiert: 224 Seiten
    Verlag: Fischer Taschenbuch; Auflage: 1. (27. Februar 2019)
    ISBN-10: 3596702011
    € 14,94 [D]


    OT: Ich wünschen allen Leserinnen und Lesern ein gesundes und friedliches neues Jahr.

  • Stierblutjahre: Die Boheme des Ostens

    Ich habe gelesen: „Stierblutjahre: Die Boheme des Ostens“ von Jutta Voigt.

    Die Journalistin und Autorin Jutta Voigt widmet sich in ihrem Buch den Künstlern und Alternativen des Ostens, sprich den Bohemiens in der DDR. Sie erinnert an eine längst vergangene Zeit, die sich vor allem, aber nicht nur (Dresden-Loschwitz findet auch Erwähnung), mit der Szene im Prenzlauer Berg in Ostberlin verbindet.

    Als mensch, der Mitte der 60er Jahre in dieses Land hineingeboren wurde, wusste ich natürlich um die Existenz der Szene, wenngleich es nur wenige, späte Berührungspunkte gab. Das Leben in der DDR war billig, und das System machte es einem auch leicht: Um dem gefürchteten „Asozialenparagrafen“ zu entgehen genügte der Nachweis über eine Mindestbeschäftigung in irgendeinem Hilfsjob. So fanden sich schnell Freiräume, in denen all jene, die sich dem real existierenden Sozialismus verweigerten, sich für oppositionell oder künstlerisch begabt hielten (und zu einem guten Teil auch waren), zusammenfanden. Die Szene, mit all ihren Promis, den tatsächlichen Dissidenten und den verkannten Talenten, kannte und feierte sich, stets und ständig und immer kritisch beäugt von der Staatssicherheit.

    Jutta Voigt arbeitet diese Zeit chronologisch auf, erzählt als Zeitzeugin von einer kurzen Phase der Hoffnung in den 50ern, der Frustration nach dem Mauerbau, den wilden 70ern und dem sich andeutendem Grande Finale in den 80er Jahren. Sie hat immer am Prenzlauer Berg gewohnt, schrieb dazumal für die Wochenzeitung „Sonntag“ und kannte Hinz und Kunz und deren Treffpunkte, die Künstlercafés, die Kneipen und die Partyzentralen. Viele bekannte Namen fallen, Brecht und Müller, Hacks, Castorf oder Krug, Thalbach und Anderson, um nur einige wenige zu benennen (und Neugierde zu erwecken).

    Kurzum: „Stierblutjahre: Die Boheme des Ostens“ ist eine liebevoll erzählte, lesenswerte Aufarbeitung und Chronik der künstlerisch-alternativen Szene der DDR.


    Jutta Voigt
    Stierblutjahre: Die Boheme des Ostens

    Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
    Aufbau Verlag; Auflage: 2. (17. Oktober 2016)
    ISBN-10: 9783351036119
    € 19,95 [D]

  • Jaroslav Rudiš: Winterbergs letzte Reise

    Ich habe gelesen: „Winterbergs letzte Reise“ von Jaroslav Rudiš.

    Winterberg steht nach drei Schlaganfällen und mit bald 100 Jahren am Ende seines Lebens. Auf der Suche nach dem Grab seiner großen Liebe begibt sich auf eine letzte Reise. An seiner Seite ist Jan Kraus, Altenpfleger aus Berlin, der eigentlich die Sterbebegleitung übernehmen sollte und nun der Reisebegleiter ist. Kraus stammt aus Vimperk, dem früheren Winterberg. Mit den Erzählungen aus seiner Heimat erweckt er den dahinsiechenden Winterberg aus der Lethargie und lässt sich schließlich darauf ein, den alten Mann zu begleiten. Sie brechen auf, fahren mit dem Zug von Berlin nach Sarajevo über Reichenberg, Prag, Wien, Budapest und am Ende auf die Insel Usedom. Es wird eine Reise durch die deutsch-tschechische Geschichte, entsprechend der Empfehlungen des K.-u.-k.-Baedekers von 1913, den Winterberg mit sich führt und aus welchem er immer wieder begeistert vorliest und zitiert. Und zu einer Reise in die persönliche Vergangenheit, denn jeder der beiden Männer pflegt sein – einstweilen verborgenes – dunkles Geheimnis.

    Die Schlacht bei Königgrätz geht durch mein Herz. Die Schlacht bei Königgrätz ist der Anfang von meinem Ende. Die Schlacht bei Königgrätz ist der Anfang von allen meinen Katastrophen, der Anfang von allen unseren Katastrophen, wenn man im Zeichen der Schlacht bei Königgrätz geboren wurde, ist man für immer verloren.

    Jaroslav Rudiš: Winterbergs letzte Reise. Roman © Luchterhand 2019

    Der Roman ist nicht einfach zu lesen, insbesondere die häufigen und ausufernden „historischen Anfälle“ Winterbergs erfordern zunächst etwas Geduld. Wenn man jedoch einmal den Rhythmus erfasst hat gelingt es schnell, den Faden aufzunehmen … Und man mag nicht mehr davon lassen, trotz der über 500 Seiten.

    „Winterbergs letzte Reise“ ist eine tiefgründige, oft traurige „Reiselektüre“ der besonderen Art – faszinierend und unbedingt lesenswert. Freunde der gepflegten Reisekultur, Eisenbahnmenschen und an der Historie Interessierte werden an diesem Buch ihre Freude haben.


    Jaroslav Rudiš
    Winterbergs letzte Reise

    Gebundene Ausgabe, 544 Seiten
    Verlag: Luchterhand Literaturverlag; Auflage: Originalausgabe (25. Februar 2019)
    ISBN-10: 3630875955
    € 24,00 [D]

  • Florian Harms: Versuchung

    Ich habe gelesen: „Versuchung“ von Florian Harms.

    Fünf Geschmacksrichtungen kann der mensch in seiner Grundausstattung wahrnehmen: süß, sauer, salzig, bitter und umami – wir wissen darum (okay, umami musste ich nachschlagen). Darauf aufbauend entwickelt Florian Harms (seines Zeichens ehemaliger Spiegel-Online– und aktueller T-Online.de-Chefredakteur) ein bemerkenswertes Worst-Case-Szenario.

    Ein Schweizer Lebensmittelkonzern meint, an einem unscheinbaren Holzstück den Heiligen Gral der Lebensmittelindustrie gefunden zu haben: eine mit Abesse („nicht da“) benannte und bis dato nicht nachgewiesene, weitere wahrnehmbare Geschmacksqualität. Flugs werden sogenannte Aroma-Agenten in die entlegensten Winkel der Welt geschickt, um den Ursprung dieser geschmacklich einzigartigen Substanz zu finden und für den Konzern zu sichern. Nach mehreren Todesfällen und dem Kontaktabbruch eines dieser Agenten wird der Privatermittler Walter Calanda beauftragt, selbigen zu finden. Zudem sucht August Lieblig, der Sohn des untergetauchten Agenten, auf eigene Faust nach seinem Vater.

    Florian Harms entführt uns mit diesem Roman in die traditionsreiche Küche des Orients, kredenzt jedoch statt eines Kochbuchs einen kulinarischen Kriminalroman. Und dieser ist rundum gelungen. Wir erfahren von der (durchaus erwartbaren) Skrupellosigkeit der Lebensmittelindustrie, welche auf der Jagd nach dem perfekten, die Menschen betörenden Geschmack ist, und erleben auf der Gegenseite eine geheimnisvolle Organisation, die seit Jahrhunderten darum bemüht ist, das Geheimnis um eben diesen zu wahren – koste es, was es wolle. Walter Calanda und August Lieblig geraten als Protagonisten zwischen diese Fronten.

    Die spannende Story, gepaart mit geschickt eingebrachten Ausflügen in die turbulente Geschichte des Orients, lassen mich den Roman „Versuchung“ im Fazit als einen spannend erzählten, informativen Thriller der Oberklasse einordnen.


    Florian Harms
    Versuchung

    Hardcover, 420 Seiten
    Verlag: Benevento; Erschienen am 21. Februar 2019
    ISBN-10: 978-3710900570
    € 20,00 [D]

  • Marc-Uwe Kling: Die Känguru-Apokryphen

    Ich habe gelesen: „Die Känguru-Apokryphen“ von Marc-Uwe Kling.

    Um die Sache gleich richtig einzordnen: Die im letzten Oktober erschienenen „Känguru-Apokryphen“ sind quasi als Zugabe zur viel gelobten „Känguru-Trilogie“ zu verstehen – sie gelten nicht als Fortsetzung der zu Recht hoch gelobten Reihe. Die Wortwahl im Titel suggeriert es: Apokryphen sind religiöse Texte, die im Entstehungsprozess der Bibel nicht in deren Kanon aufgenommen wurden. Aus Gründen. Die Trilogie bleibt also eine Trilogie. Unabhängig davon umfasst diese Lektüre jetzt 33 kurzweilige Geschichten, zusammengetragen aus Anthologien, Live-Programmen und dem sichtlich ergiebigen Geheimfach des Autors.

    Die neuen Episoden erzählen allesamt aus dem Alltagsleben der Beuteltier-Kleinkünstler-WG. Sie sind in sich abgeschlossen, es findet sich kein roter Faden im Buch – was keinesfalls ein Manko ist. Das Kängeru tritt vielleicht etwas aggressiver auf als gewohnt, was ich jedoch (mit Blick auf den sich zunehmend verschärfenden politischen Diskurs) als begrüßenswert, erfrischend und angemessen erachte.

    So weit, so gut, und mehr will ich nicht verraten … Als Freund der (hier übrigens als Hörbuch vorliegenden) „Känguru-Chroniken“ kommt man im Fazit nicht umhin, sich diese unerwartete Zugabe zu gönnen. Und es tut wahrlich gut, Neues vom unerschrockenen, Schnapspralinen-liebenden Beuteltier zu lesen. Für mich sind „Die Känguru-Apokryphen“ daher eine sinnvolle, wieder höchst amüsante Ergänzung zur großen Trilogie.


    Marc-Uwe Kling
    Die Känguru-Apokryphen

    Taschenbuch, 208 Seiten
    Verlag: Ullstein Taschenbuch; 5. Auflage (12. Oktober 2018)
    ISBN-10: 9783548291956
    € 10,50

  • Julius Fischer: Ich hasse Menschen

    Ich habe gelesen: „Ich hasse Menschen: Eine Abschweifung“ von Julius Fischer.

    Es sei hiermit gestattet, kurz und bündig den Klappentext zu zitieren, denn der bringt es wunderbar auf den Punkt.

    Julius Fischer hasst Menschen. Das fängt bei Kindern an. Pubertät geht auch gar nicht. Noch ätzender sind eigentlich nur Studenten. Und natürlich Berufstätige. Die sind am schlimmsten. Aber nichts im Vergleich zu Rentnern. In seinem Debütroman erzählt er davon, wie er versucht, all diesen Leuten aus dem Weg zu gehen. Und wie er daran scheitert.

    Ich hasse Menschen ebenfalls und meide daher, so gut es eben geht, deren Gesellschaft. Und meistens meine ich das auch ernst. Von daher ist es Julius Fischer hoch anzurechnen (und für mich durchaus überraschend), dieses große Thema einen Moment lang zu entschärfen und geruhsam einzuordnen.

    Der Weihnachtsmann hat sich also etwas gedacht – bei der Auswahl der Geschenke. Ein Lob dafür! Dieses Büchlein war eine gute Wahl, denn es hat mich zum Lachen gebracht, und zwar anhaltend. Dem Autor gelingt es, sprachgewandt und wohltemperiert, dem Leser einen Spiegel vorzuhalten. Und er hasst konsequent (übrigens im Rahmen einer Zugfahrt, mit Raum für Erinnerungen und aktuelle Situationskomik) – alle und jeden. Wie jeder ordentliche Misanthrop. So ausdauernd, dass man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus kommt.

    Im Fazit ist diese also eine überaus empfehlenswerte Lektüre, klug, amüsant und unterhaltsam bis zur letzten Zeile.

    PS: wer das Kängeru mag, der mag auch diese (leider viel zu kurze) Abschweifung.


    Julius Fischer
    Ich hasse Menschen: Eine Abschweifung

    2. Auflage (17. März 2018)
    Taschenbuch, 160 Seiten
    Verlag Voland & Quist
    ISBN-10: 9783863911966
    € 16,00

  • Judit Müller: To Keep You Safe – Warum wir leben

    Ich habe gelesen: „To Keep You Safe – Warum wir leben“ von Judit Müller.

    Das Szenario ist die klassische Apokalypse: Es beginnt mit verheerenden Meteoriteneinschlägen, darauf folgen unbändige Tsunamis und Erdbeben, die ganze Städte verwüsten. AKWs explodieren, die Strom- und Wasserversorgung ist nicht mehr existent, die Zivilisation kollabiert. Anfangs versuchen die wenigen Überlebenden noch, ihre Scheinordnung aufrechtzuerhalten, alsbald jedoch schwindet jedweder zivilisatorische Anstand – es geht ums nackte Überleben im Chaos. Die 17-jährige Judy hat ihre Eltern verloren, ist allein für ihren Bruder Luke und ihre Schwester Hope, die seit den tragischen Ereignissen kein Wort mehr spricht, verantwortlich. Gemeinsam müssen die Geschwister um ihr Überleben kämpfen …

    Judit Müller hat mit ihrem Erstlingswerk keine wirklich neue, aber eine fesselnde und traurig-schöne Geschichte geliefert. Die Charaktere sind durchdacht, der düstere Plot ist gut aufgestellt. Erzählt wird in der ich-Form, aus der Sicht von Judy – ihre Gedanken und Gefühlswelt bestimmen die Handlung. Und natürlich werden die großen Themen des menschlichen Miteinanders aufgegriffen: Vertrauen und Liebe, Verlust und Tod.

    Im Fazit ist „To Keep You Safe – Warum wir leben“ ein gut lesbarer, post-apokalyptischer Jugendroman, an welchem insbesondere das weibliche Pubertier seine Freude haben dürfte.


    Judit Müller
    To Keep You Safe: Warum wir leben

    1. Auflage 2018
    Broschiert, 320 Seiten
    Verlag: A TREE & A VALLEY
    ISBN: 3947357095
    € 10,50

    Erschienen am 01. November 2018.

  • Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung

    Ich habe gelesen: „Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes“ von Hajar Taddigs.

    Kreuzberg, im Sommer 1984. Familie Özer tritt ihre alljährliche, kräftezehrende Reise in die Türkei an. Zu allem Ungemach hat sich in diesem Jahr auch noch der mürrische und allseits unbeliebte Onkel Hassan als Mitfahrer angekündigt, der jedoch – für alle überraschend – kurz nach dem Grenzübertritt in die DDR das Zeitliche segnet.

    Das Unglück geschieht zu einem unpassenden Zeitpunkt, denn wer zu fünft in die DDR einreist, sollte auch zu fünft wieder ausreisen. Und Familie Özer sitzt die Zeit im Nacken, schließlich wird sie zu einer Hochzeit in der Türkei erwartet. Kurzerhand beschließen sie, den verstorbenen Onkel durch Walther Escheck, einen systemkritischen Arbeiter mit Fluchtgedanken, zu ersetzen. Verkleidet als Onkel Hassan soll dieser aus der DDR geschleust werden …

    Hajar Taddigs hat mit ihrem Debütroman ein ausgesprochen lustiges Buch geliefert. Zu all dem Klamauk um die turbulente Reise werden die wesentlichen Themen (sprich das Leben und Flüchten aus der DDR, das Dasein türkischer Gastarbeiter im damaligen Westberlin sowie das unverhoffte Aufeinanderprallen dieser verschiedenen Kulturen) auf unterhaltsame Art und Weise geschildert.

    Im Fazit ein kluger und witziger Roman, dessen Lektüre mich köstlich amüsiert hat.


    Hajar Taddigs
    Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes

    1. Auflage, 2018
    Paperback, Klappenbroschur, 352 Seiten
    Blanvalet
    ISBN: 978-3-7645-0629-2
    € 15,00

    Erschienen am 25. Oktober 2018

  • Petra Ivanov: Alte Feinde

    Ich habe gelesen: „Alte Feinde“ von Petra Ivanov.

    Im Haus des erschossenen Albert Gradwohl macht die Spurensicherung eine seltsame Entdeckung: Die abgefeuerte Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs – einem Revolver Army No. 2. Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig und kommen nicht voran. Einzig die ungewöhnliche Tatwaffe weist Verbindungen in die USA auf, weshalb sich Staatsanwältin Regina Flint kurzentschlossen auf die Reise über den Atlantik begibt.

    Dort ermittelt bereits Bruno Cavalli – in einem Cherokee-Reservat in den Smoky Mountains. Er fahndet nach einem Killer, der mit vergifteten Pfeilen tötet. Allerdings hat Cavalli lange kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Auf der Suche nach ihm stößt Flint auf Hinweise, die sie weit zurück in die Vergangenheit führen. Irgendwann kreuzen sich die Ermittlungen, und das Paar findet wieder zueinander …

    „Alte Feinde“ ist bereits der achte Fall für das Ermittlerduo Flint und Cavalli. Die breit angelegte Story weist verschiedene Handlungsstränge auf, von denen mir der Rückblick auf den amerikanischen Bürgerkrieg als der Interessanteste erscheint. Unabhängig davon gelingt es der Autorin, die notwendigen Zeitsprünge und vielen Schauplatzwechsel geschickt zu einem spannenden Ganzen zu verknüpfen, das sich nur punktuell, wohl ob der vielen Charaktere, zu sehr in den Details verliert.

    Freunde des gut recherchierten und durchdachten Kriminalromans, die zudem Interesse an amerikanischer Geschichte zeigen, sind mit der Lektüre ganz sicher gut beraten.


    Petra Ivanov
    Alte Feinde

    384 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag

    Herausgeber: Unionsverlag; 1. Auflage 2018
    ISBN 978-3-293-00537-2
    € 22,99 [D]