Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Life In Vacuum: Lost

    Life In Vacuum ist eine Post-Hardcore-Band aus Toronto, die sich im November 2006 formiert hat. Das Trio setzt sich aus den Brüdern Ross und Sasha Chornyy (die erst nach dem Verlassen ihrer ukrainischen Heimat im Jahre 2004 begannen, gemeinsam zu musizieren) und dem jetzigen Bassisten Geoff Albrecht zusammen. Die musikalische Ausrichtung lässt sich als eine überaus gefällige, aggressive Form von Indie-Rock benennen, der sich aus verschiedenen Subgenres speist (hier im Video).

    Das vorliegende Album Lost ist das fünfte Album (neben fünf EPs und vier Samplern) in Folge. Es ist bereits am 14. April dieses Jahres erschienen und offeriert uns zehn unnachahmlich leidenschaftliche Songs, allesamt strotzend vor explosiver Dynamik, die mich an die allerbesten Fugazi- und Pixies-Zeiten zurückdenken lassen.

  • Dry Cleaning: Swampy EP

    Betont lässig und knochentrocken kommt er daher, der Sound von Dry Cleaning. Schnelle Drums, eine melodische Gitarre und der treibende Bass bilden – in Summe mit dem stoischen Sprechgesang der nur selten singenden Sängerin Florence Shaw – einen ebenso schönen wie spröden Klangteppich, der gelobt werden muss.

    Die Kapelle hat sich anno 2017 in einer Karaoke-Bar in South London gefunden. Nach zwei von der Kritik hoch gelobten EPs veröffentlichten Dry Cleaning 2021 (im ersten Lockdown) ihr Debütalbum „New Long Leg“, das begeistert aufgenommen wurde. Der Nachfolger „Stumpwork“ (erschienen im Oktober ’22) knüpfte nahtlos an das Debüt an und eben jetzt, also am 1. März 2023, kam mit der „Swampy EP“ eine weitere EP (fünf Songs, der Titelsong anbei ist mein Favorit und Anspieltipp) auf den Markt.

    Ich mag ihn sehr, diesen experimentellen Post-Punk-Sound à la Dry Cleaning. Die Band spielt exzessiv auf und Florence Shaw, die Stimme der Band, die nie zuvor gesungen hat, konstruiert dazu mit monotoner Stimme unzusammenhängende Gedankenketten (thematisiert werden beispielsweise Neurosen, seltsame YouTube-Kommentare und andere, scheinbar normale Dinge des Lebens).

    Mehr Coolness geht eigentlich nicht – das Reinhören lohnt also.


    Photo Credit: Max Miechowski

  • Sleaford Mods: All That Glue

    Wer sie tatsächlich noch nicht kennt: Die Sleaford Mods sind das wohl berühmteste Electropunk-Duo unserer Tage. Sänger Jason Williamson und Produzent Andrew Robert Lindsay Fearn fanden sich anno 2007 und produzieren seither ihren ganz eigenen Sound, der als Mischung aus Post-Punk, Minimal Electro und Hip-Hop eingeordnet werden darf. Zu minimalen Drum-Beats und hämmerndem Bass werden oftmals wütende und engagierte politische Texte (wir sind Working-Class!) im Dialekt der East Midlands vorgetragen.

    Über die Jahre veröffentlichten die Briten zehn Studioalben (zuletzt Eton Alive in 2019), dazu zahlreiche Singles und EPs. Zum Reinhören möchte ich die im Mai dieses Jahres erschienene Compilation All That Glue empfehlen, ein für mich erstklassiges Album, das bis dato unveröffentlichte Songs und altbekannte Hits gleichermaßen auf sich vereint.

    Im Video seht und hört ihr mit „Second“ einen dieser komplett neuen Songs. Das Besondere daran: Williamson und Fearn werden von Kate Dickie („Game of Thrones“) und Emma Stansfield („Skins“) gespielt.

  • The Murder Capital: When I Have Fears

    The Murder Capital kommen aus Dublin und gelten (inzwischen nicht mehr nur in Irland) als neuer Stern am Post-Punk-Himmel. Mit ihrem spezifischen Sound von Punkrock (sprich Post-Punk oder vielleicht doch besser Art-Punk?) erinnern sie an die klassischen Bands dieses Genres wie The Smith oder auch Joy Division, und gelegentlich, insbesondere dann, wenn das Tempo anzieht, auch an die Idles (die sind beileibe noch keine Klassiker, aber für mich aktuell die Besten ihrer Zunft). Prophetisch vorgetragene Lyrics, treibende Drums und wunderschön schrammelnde Gitarren sorgen für ein rundum erquickliches Dunkelklangerlebnis.

    Am 16. August ist nun mit WHEN I HAVE FEARS das lobenswerte Debutalbum erschienen und es läuft bei mir rauf und runter – der mensch ist begeistert. Wir hören zehn mitunter sehr unterschiedlich temperierte Songs, welche das breite Spektrum der Band gut und umfänglich aufzeigen. Anspieltipps und meine Favoriten sind ganz klar Track Numero zwei: More Is Less, und das hier zu sehende Green & Blue. Ihr solltet unbedingt reinhören.

    Last but not least: The Murder Capital gelten als eine großartige Live-Band. Im November kann man sich davon selbst überzeugen, denn die Iren kommen für drei Shows nach Deutschland (Hamburg, Berlin und Köln). Wohl denen, die diese Gelegenheit beim Schopfe packen können …