Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Pirna eröffnet LGBTIQ-Zentrum

    Ich bin spät dran und war leider nicht vor Ort – trotzdem möchte ich diese gute Nachricht hier nicht unter den Tisch fallen lassen.

    Am vergangenen Montag eröffnete in Pirna mit dem „Begegnungszentrum zur Förderung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge“ eine LGBTIQ-Anlaufstelle inmitten in der Altstadt von Pirna. Betrieben wird die Begegnungsstätte vom Verein „CSD Pirna“, der ein Jahr lang mit dem Aufbau derselben beschäftigt war. Sie ist zweimal pro Woche geöffnet und dient in erster Linie als Treff für queere Menschen (insbesondere auch für Geflüchtete), die dort offen über jedwede Themen sprechen können. Neben einer möglichen (und auf Wunsch anonymen) psychologischen Beratung sollen Workshops und Kinoabende das laufende Angebot ergänzen.

    Auch wichtig: Moralische und finanzielle Unterstützung erfährt das in der Region bislang einmalige Projekt von Sachsens Gleichstellungsministerin Petra Köpping (SPD), die das Projekt am Montag feierlich eröffnete.

    Glückwunsch auch von dieser Seite, und alles Gute für die Zukunft!


    Begegnungszentrum Pirna
    Lange Straße 43
    01796 Pirna

  • Die andere Seite der Hoffnung

    Die andere Seite der Hoffnung ist der aktuelle Spielfilm von Aki Kaurismäki. Er basiert auf dem Originaldrehbuch des Regisseurs und besteht aus zwei Geschichten, die sich irgendwann miteinander verbinden.

    Zum Einen ist dies die Geschichte vom Neubeginn eines älteren finnischen Handelsvertreters und späteren Restaurantbesitzers, zum Anderen die eines jungen syrischen Flüchtlings. Beide treffen in unseren Tagen in Helsinki aufeinander und bilden eine der für Aki Kaurismäki typischen Schicksalsgemeinschaften, welche zeigt, dass die Welt tatsächlich besser sein könnte und sollte.

    Der Film entspricht der gewohnten Kaurismäki-Filmsprache. Ich halte den Mann ja ohnehin für einen der begnadetsten Regisseure der Filmgeschichte (arte widmete ihm erst kürzlich – anlässlich des 60. Geburtstags – eine kurze Filmreihe!) und mag seine düster-melancholischen, immer sehr optimistischen und warmherzigen Komödien, sehr. Auch in Die andere Seite der Hoffnung sind die Bilder zeitlos und wunderschön arrangiert, geprägt von Nostalgie und Melancholie mit Anklang an die 50er Jahre. Es gibt einen alten Cadillac und jede Menge finnischen Rock’n’Roll, dazu eine Handvoll sagenhaft skurriler Charaktere. Der Ausgang des Films bleibt allerdings offen …

  • Zwei Kunstprojekte in Dresden

    Wir haben die Projekte „Monument“ und „Lampedusa 361“ am Sonntag in Dresden in Augenschein genommen. Gemeinsam mit vielen anderen interessierten Menschen. Inzwischen wurde vieles darüber gesagt und geschrieben – ich komme jedoch nicht umhin, das Thema hier trotzdem aufzugreifen. Wenn auch nur mit wenigen Worten und Bildern. Zumal wir den 13. Februar schreiben …

    Kunstprojekt „Lampedusa 361“

    Zuerst auf dem Theaterplatz. Das Kunstprojekt „Lampedusa 361“ zeigt großformatige Fotos von Gräbern ertrunkener Flüchtlinge auf sizilianischen Friedhöfen. Das Anliegen der Initiatoren besteht darin, das Engagement der italienischen Gesellschaft für die Flüchtlinge zu würdigen.

    Kunstprojekt „Lampedusa 361“

    Vor der Oper viele Menschen, die sich nachhaltig interessiert zeigten. Trotz der Menge ist es sehr still, wie auf einem richtigen Friedhof. Die Bilder wirken. Blumen und Kerzen dazu. Hut ab dafür.

    Installation „Monument“

    Dann das „Monument“ auf dem Neumarkt. Auch dort ein buntes Getümmel. Touristen, Familien, Spaziergänger. Das Mahnmal des syrisch-deutschen Künstlers Manaf Halbouni zeigt drei ausrangierte Busse, die hochkant zu einer Barrikade aufgerichtet wurden. Vorbild ist jene Barrikade, die während des Bürgerkriegs in Syrien in Aleppo als Schutzschild gegen Scharfschützen gedient hat – die Fotos gingen um die Welt.

    Installation „Monument“

    Die Installation soll ein „Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit“ sein. Und das ist sie auch, in Ausführung und Ortswahl perfekt arrangiert. Ein besserer Platz hätte sich in Dresden nicht finden können. Und nein, die Busse stehen nicht direkt vor der Frauenkirche, die Bilder täuschen. Der Dresdner Neumarkt bietet genügend Platz und das Ensemble um die Frauenkirche ist in keiner Weise beeinträchtigt. Es kommt schlicht darauf an, wie man die Dinge sehen will.

    Wir applaudieren beiden Projekten, die ihr Anliegen jeweils perfekt auf den Punkt bringen. Dresden braucht mehr davon, gerade in diesen Tagen.

  • Eine Bibliothek für Geflüchtete

    In Pirna wurde in dieser Woche eine kleine Willkommensbibliothek für Vertriebene und Asylsuchende eröffnet. Das ausgewählte Angebot in der (übrigens sehr schönen) Stadtbibliothek besteht im Wesentlichen aus drei Gruppen: Wörterbücher und Sprachführer, zahlreichen Kinderbüchern und einem Angebot, welches auch für Einheimische gedacht ist – sprich Bildbände, Reportagen und Erfahrungsberichte, die über die Herkunftsländer der Flüchtlinge aufklären.

    Die Nachfrage ist zweifellos gegeben, denn in Pirna leben aktuell 307 geflüchtete Menschen aus 22 Nationen – viele von ihnen besuchen bereits regelmäßig die Bibliothek. Bemerkenswert ist auch der Auslöser dieser schönen Idee: anlässlich einer Nazi-Demo im Frühjahr in Pirna beschlossen die evangelische Kirchgemeinde, die Stadtverwaltung und weitere engagierte Bürger_innen, dass für jeden der circa 200 Teilnehmer derselben fünf Euro gespendet werden, die einem Projekt für Asylsuchende zugute kommen sollen. Von der Spendensumme (die Ostsächsische Sparkasse Dresden legte noch einiges drauf) ging ein Teil des Geldes an die AG Asylsuchende, den anderen bekam die Bücherei.

    Das nenne ich doch einmal eine kleine, aber schöne Geste dieser Stadt.