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Siegfried Lenz: Der Überläufer

Ich habe gelesen: „Der Überläufer“ von Siegfried Lenz.

Sommer 1944. Auf der Rückfahrt vom Heimaturlaub zu seiner Einheit an der Ostfront strandet der Soldat Walter Proska bei einer Einheit, die sich in einer Waldfestung verschanzt hat. Die kleine Truppe, arg zermürbt von der Hitze, den Mücken und ständigen Angriffen der Partisanen, ist alsbald auf sich allein gestellt. Proska lernt die hübsche polnische Partisanin Wanda kennen und freundet sich mit Wolfgang, dem jüngsten seiner Kameraden, an. Die sinnlosen Befehle des kommandierenden Unteroffiziers sind brutal und menschenverachtend, während die kleine Truppe zunehmend in Bedrängnis gerät.

Kurz darauf zeigt Proskas Kamerad Charakter – er läuft zu den Partisanen über. Proska bleibt und wird schließlich gefangen genommen. Walter trifft wieder auf Wolfgang und wird nach etwas Bedenkzeit ebenfalls zum Überläufer.


„Der Überläufer“ ist Siegfried Lenz’ zweiter Roman, er schrieb ihn bereits 1951. Allerdings blieb er bis 2016 unveröffentlicht, die Herausgabe wurde vom Verlag dazumal aus politischen Gründen abgelehnt. Die Geschichte eines Überläufers zu den Sowjets war zu Beginn der 50er Jahre (Adenauer-Ära, Beginn des Kalten Krieges) schlicht nicht erwünscht.

Für mich ist „Der Überläufer“ ein spannender und großartiger Roman über die Zerrissenheit der deutschen Kriegs- und Nachkriegsjahre – ich habe ihn quasi verschlungen. Siegfried Lenz brachte mit dieser seiner Geschichte die ganze Absurdität des Krieges exakt auf den Punkt – die Lektüre ist daher unbedingt zu empfehlen.


Siegfried Lenz
Der Überläufer

Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (8. September 2017)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423145927
ISBN-13: 978-3423145923
€ 10,90

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