Stefan Heym: Schwarzenberg

Ich habe gelesen: Schwarzenberg von Stefan Heym.

Wir erinnern uns: das Gebiet um Schwarzenberg (eine kleine Stadt im Erzgebirge) wurde nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht 1945 weder von amerikanischen noch von den sowjetischen Truppen besetzt. Mangels einer arbeitsfähigen, neuen Obrigkeit nahmen einige beherzte Menschen vor Ort ihr Schicksal in die eigenen Hände …

… Tabula rasa, wir allein, und ohne einen fremden Herrn, der uns über die Schulter sieht, um zu kontrollieren, ob wir’s denn auch nach seinem Willen machen.

Stefan Heyms Roman beruht also auf Tatsachen, die handelnden Personen sind jedoch frei erfunden. Der Autor zeichnet das Geschehen als eine politische Utopie, die sozialistisch geprägt ist. Nach der Gründung des antifaschistischen Aktionsausschusses zur Leitung der Region geht es zunächst und vor allem um die Versorgung der Menschen mit dem Notwendigen. Daneben steht die Problematik des Umgangs mit den noch verbliebenen Vertretern der alten Ordnung, und letztlich übernehmen die neuen Amtsinhaber die Verhandlungen mit den Besatzungsmächten. Ob es letztlich gelingen wird, die auf den Trümmern des Dritten Reiches erbaute Freie Republik Schwarzenberg dauerhaft zu etablieren?

Der Autor verbindet das historische Geschehen gekonnt mit der Schilderung persönlicher Schicksale. Als Protagonisten treten diverse Mitglieder des Aktionsausschusses auf, Kommunisten, ehemals Inhaftierte und Emigranten neben amerikanischen und russischen Offizieren, deren Schicksale mitunter verwoben sind.

Fazit: der Roman über diese unerhörte, kaum zu glaubende deutsche Nachkriegszeit-Geschichte fesselt von der ersten bis zur letzten Seite – von daher unbedingte Leseempfehlung meinerseits.

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