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Sam Pivnik: Der letzte Überlebende

Es ist die Geschichte der Vernichtung der europäischen Juden. Das Grauen der Shoa. In Auschwitz, direkt dort, wo Nazischergen die neu ankommenden Juden aus den Zügen trieben, tat der Häftling mit der eintätowierten Nummer 135913 seinen Dienst, räumte die zurückgelassenen Gepäckstücke aus den Waggons.

Sam Pivnik erzählt die ganze Geschichte. Sie beginnt mit seinem 13. Geburtstag, als die Deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte. Im Zeitraffer erfahren wir, wie sich das jüdische Städtchen Będzin (Oberschlesien) in die Hölle verwandelt. Bombenterror, Verhaftungen und Erschießungen, die Einrichtung des Ghettos. Schließlich die Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Mutter, Vater, zwei Schwestern und drei jüngere Brüder werden gleich umgebracht. Für den Autor folgen die Krankenstation von Mengele, Prügel, Unterernährung und letzthin der Todesmarsch. Pivnik überlebt all das wie durch ein Wunder, selbst die brennende Cap Arcona.

Die Leute fragen mich oft, warum ich so lange gewartet habe meine Geschichte zu erzählen. Das ist eine einfache Frage, aber die Antwort ist es nicht.

In „Der letzte Überlebende“ erinnert sich Sam Pivnik nach 67 Jahren an die Jahre im Vernichtungslager Auschwitz. Es dürfte heute eine der letzten Stimmen sein, die dabei gewesen waren und vom Unsagbaren erzählen. Mit dem Blick des Augenzeugen seziert er den Lageralltag: die Zählapelle, Zwangsarbeit und willkürliche Gewalt, und zeigt somit das perfide System der Lager auf. Nach der Befreiung und der Auswanderung nach Israel folgt das Abtauchen vieler Nazigrößen und der vergebliche Wunsch nach Gerechtigkeit … Ein wenig irritierend für mich an dieser Odyssee: die plötzlich vorhandene, jedoch nicht genutzte Chance auf Vergeltung (kein Vergeben, und kein Verzeihen!).


Über den Autor:

Sam Pivnik überlebte das KZ Auschwitz. Er kämpfte für einen jüdischen Staat in Palästina und ließ sich schließlich als Galerist in London nieder. 2012 erschienen seine Erinnerungen „Der letzte Überlebende“ in Großbritannien.


Sam Pivnik
Der letzte Überlebende
Wie ich dem Holocaust entkam

2017, 1. Auflage.
Hardcover, 152 Seiten.

16 schwarz-weiß Illustrationen.

Theiss Verlag
ISBN: 978-3-8062-3478-7
€ 19,95 [D]

Erschienen am 13. März 2017.

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