Wir haben uns eine kleine Auszeit gegönnt und eine (erwartungsgemäß viel zu kurze) Woche im Wanderparadies verbracht. La Gomera, die „wildeste“ Insel der Kanaren, war uns gerade recht, um dem tristen deutschen November für ein Weilchen zu entfleuchen. Unser Basislager fand sich an der Westküste – in Valle Gran Rey, dem Tal des großen Königs. Ein nettes Hotel, Halbpension und Mietwagen inklusive, den Blick auf das Meer gab es gratis dazu.
Uns blieben sieben gute, intensive Tage, um die wohl schönste Insel der Kanaren kennenzulernen. Dafür wurde kräftig ausgeschritten, jeden Tag und mal hier und mal dort – was jetzt den Westen und den Süden des Eilands meint. Auch im Norden brummten wir mit unserem Fiat Punto (einer grandios heruntergewirtschafteten Rumpelkiste) die endlosen Serpentinen hinauf und hinunter und vertraten uns die Beine. Allein der Osten blieb außen vor (San Sebastián etc.) – das war in der Kürze der Zeit nicht mehr zu schaffen.
Ich möchte die Ziele und Touren hier nicht im Detail beschreiben, das ginge zu weit. Die Prämisse war, nach Möglichkeit von allem etwas zu sehen, also idyllische Palmentäler und weite Kaktusfelder, aussichtsreife Gipfel neben tiefen Schluchten, die tosende Brandung an felsigen Küsten und natürlich auch den märchenhaften Nebelurwald. Im Fazit kann ich sagen: Das hat so geklappt. Und die Bilder geben diesbezüglich einen ganz guten Überblick.
Das Wetter war launisch und abwechslungsreich. Während wir an der Küste fast immer mit eitel Sonnenschein und Himmelblau verwöhnt wurden, war es auf den Höhen oftmals garstig. Die Temperatur (im Allgemeinen um die 20°C, der Atlantik lag bei 19°C) ging auf ca. 10 Grad zurück, böige Winde und Regen, bisweilen schwere Güsse mit kurzzeitigen Überflutungen, waren angesagt. Wir blieben gelassen und nahmen es auch in den Wolken, wie es eben kam.
Was auch schön war: Trotz der Bewirtung im Quartier trieb uns Interesse und Appetit in die örtlichen Cafés und Bars. Je abgelegener das Dorf lag, desto lieber war es uns. Enttäuschend war das nie, wir hatten jede Menge Spaß und wurden überall freundlich aufgenommen.
Was das Allerschönste war? Für mich sicherlich die wilden, zerklüfteten Küsten, mit der immer eindrucksvollen Brandung. Dazu die Sonnenuntergänge in La Playa, begleitet von Trommeln und rotem Wein. Das war schon nett.
Überhaupt wurden unsere Erwartungen weitestgehend erfüllt. Die Orte sind klein und überschaubar, es gibt keine vielstöckigen Bettenburgen, das Tempo ist gedrosselt. Kilometerlange Sandstrände und lärmendes Nachtleben nebst Partyvolk sind auf Gomera nicht zu finden – noch bietet der Inselurlaub reizvolle Landschaft und Entschleunigung pur.
Zuletzt noch das, was nicht so schön war.
- Der notwenige Aufenthalt in Los Cristianos (Fährhafen im Süden von Teneriffa) – diese im Zuckerbäckerstil errichtete Betonstadt ist die Hölle auf Erden.
- Ab und an legen große Pötte in San Sebastián de La Gomera an. Die Kreuzfahrer werden dann in Busse verladen und in großen Gruppen durch den Nebelwald geführt.
- Am zweiten Tag die Diagnose M70.2 für mich (der auf doppelte Größe angeschwollene Ellenbogen). Laufen ging so, wird jetzt auskuriert.
- Einer unserer zwei Koffer entfernte sich während der Heimreise unerlaubt von der Gruppe. Er flog nicht nach Dresden, sondern nach Berlin (kam aber zwei Tage später gut an).
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