Die mit Abstand schönste Aussicht über das Elbtal bietet bekanntermaßen der hoch über dem Ort Salesel (Dolní Zálezly) gelegene und mit einem Kreuz geschmückte Felszacken des Müllersteins. Er präsentiert einen hervorragenden Ausblick auf den Elbefluss, der sich dort imposant um die Gipfel des Böhmischen Mittelgebirges windet.
Seit zwei Jahren hatten wir die Wanderung dorthin im Sinne, doch stets kam etwas dazwischen. Zumeist waren es gesundheitliche Probleme oder auch das Wetter – Sie kennen das, irgendwas ist immer. Gestern hat es nun geklappt, der markante Aussichtspunkt wurde endlich von uns erlaufen.
Startpunkt war der Sportplatz in Salesel, an der Ortsstraße lässt es sich gut parken. Wir querten die Eisenbahnunterführung und folgten der blauen Markierung bis zu einer alten Statue auf neuem Sockel. Hier hielten wir uns links (am Friedhof) und orientierten uns fortan am grünen Strich, der uns hinauf zum Müllerstein brachte. Der Wegweiser oben verweist dann mit dem grünen Dreieck zur weltberühmten Aussicht mit dem Kreuz. Es galt zu verschnaufen und Ausschau zu halten. Diese ist bemerkenswert, da die Elbe inzwischen kaum noch fließt und sich leider, bildlich gesprochen, von einem Fluss in einen See verwandelt hat (ursächlich dafür ist das Stauwerk am Schreckenstein).
So weit, so gut. Oder auch nicht. Wir liefen weiter zur nächsten Kuppe, dem Fuchsberg, und schauten abermals hinunter auf die märchenhafte Flusslandschaft. Danach hieß es, auf schmalem Pfad zum nächsten Dorf zu gehen – das Dubitzer Kirchlein – als nächstes Ziel – war alsbald erreicht.
Dieses (Ende des 16. Jahrhunderts erbaute) Gotteshaus ist nicht leicht vor die Linse zu bekommen, weshalb ich es bei diesem einen Schnappschuss, der zudem die neu zu errichtende Turmspitze zeigt, belassen möchte. Bevor jemand fragt: Nein, auch der Blick ins Innere blieb uns verwehrt, das Kirchlein war allseits verriegelt und verrammelt.
Wer mag, kehrt nach dem Blick auf das Gemäuer und den kleinen Friedhof in die Wirtschaft ein (gegenüber, einfache böhmische Küche und freundliche Bedienung, es geht so). Nächster Höhepunkt der Runde ist der Abstecher von Klein-Dubitz zur Doerell-Aussicht, die ihren Namen zu Ehren des Malers der Romantik Ernst Gustav Doerell trägt, der in unseren Tagen gerne als der „Maler des Böhmische Mittelgebirges und Erzgebirges“ benannt werden darf (er fand seine Motive vor Ort). Abermals schauen wir auf das Land und den Fluss, und abermals ist es ein ruhiger, herzallerliebster Ort zum Verweilen. Habe ich schon erwähnt, dass wir gestern all diese berühmten und historischen Orte ganz und gar für uns alleine hatten?
Hernach verließen wir Klein-Dubitz, blieben für einen Moment auf der Landstraße und liefen hinunter nach Morawan, einem kleinen, idyllischen Dorf (der Dorfplatz mit Lattenjupp und uralter Linde!), in welchem sich der Zugang zum Müllergrund, einem steilen Kerbtal der romantischen Art (mit Wasserfall, einem reich geschmückten Gedenkkreuz und den Grundmauern der Oberen Mühle), findet. Auf diesem schönen (anno 1885 vom Gebirgsverein Salesel angelegten) Bergpfad liefen wir letztlich bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung in Salesel zurück.
Was schön war: der frische Wind. Die beginnende Laubfärbung. All die Ausblicke. Der ländliche Raum im Böhmischen. Die einsamen Wege. Und der ungewohnte Charakter der Elbe (wir erinnerten uns an unsere Radtour nach Prag, im Juli 2011) inmitten der Berglandschaft.
Wer mag, schlägt nach bei komoot.
Schreibe einen Kommentar