Ich habe gelesen: „Die Tote im Wannsee“ von Lutz Wilhelm Kellerhoff.
Berlin, 1968. Der Tod Benno Ohnesorgs, demonstrierende Studenten, Straßenschlachten. Wir wissen darum … Derweil geht für viele Menschen das ganz normale Leben weiter. So auch für die Mordkomission. Kommissar Heller ermittelt in einem Mordfall einer jungen Mutter. Ermittelt wird zunächst im Rotlichtmilieu, später führen die Untersuchungen zu einer einflussreichen Anwaltskanzlei und dem Ehemann der Ermordeten. Heller trifft im Zuge der Ermittlungen bald auf Wiederstand, vor allem in den eigenen Reihen. Als der Fall abgeschlossen werden soll, ohne dass das Verbrechen wirklich aufgeklärt ist, findet sich der sympathische (und unbestechliche) Kommissar in Verstrickungen wieder, denen er mit seinen beschränkten Befugnissen kaum etwas entgegenzusetzen hat.
Lutz Wilhelm Kellerhoff ist das Pseudonym eines Autorentrios: Martin Lutz (1969) und Sven Felix Kellerhoff (1971) sind von Beruf Journalisten, Uwe Wilhelm (1957) ist Drehbuchautor und Schriftsteller. Das Autorenkollektiv hat für diesen Krimi, der inmitten der wohl spannendsten Zeit der 60er Jahre spielt, intensiv recherchiert und zahlreiche Zeitzeugen befragt. Im Fazit ist es tatsächlich auch gut gelungen, die explosive Atmosphäre in der Gesellschaft und die Stimmung der 68er authentisch darzustellen. Die etwas verwegene Idee, Personen der Zeitgeschichte am Rande der Handlung mit auftreten zu lassen, trägt sicherlich einen guten Teil dazu bei (einige der Haschrebellen, Reinhard Mey, Horst Mahler, Markus Wolf).
Kurzum: „Die Tote im Wannsee“ ist im Fazit das ebenso packende wie unterhaltsame Porträt eines spannenden Kapitels der deutschen Zeitgeschichte – mit gutem Konzept und glaubhaften Figuren.
Lutz Wilhelm Kellerhoff
Die Tote im Wannsee
2018, Originalausgabe.
Hardcover, 384 Seiten.
Ullstein
ISBN: 9783550050640
€ 16,00 [D]
Erschienen am 10. August.
Schreibe einen Kommentar