Jan-Christoph Nüse: Vier Tage im Juni

Ich habe gelesen: „Vier Tage im Juni“ von Jan-Christoph Nüse.

Deutschland, im Sommer 1963, inmitten der Hochphase des Kalten Krieges. John F. Kennedy kommt nach Europa. Eigentlich sollte es nur einen Irlandbesuch und eine Audienz beim Papst in Rom geben, doch der amerikanische Präsident ließ sich – auf Drängen Adenauers – zu einem Deutschlandbesuch überreden. Vier Tage reiste er mit diesem durch das Land, besuchte als erster amerikanischer Präsident West-Berlin und bekräftigte in seinen Reden die andauernde Unterstützung Deutschlands seitens der USA als alliierte Schutzmacht. Millionen Menschen jubelten ihm zu.

Trotz der demonstrierten Einigkeit gab es starke Meinungsverschiedenheiten zwischen Adenauer und Kennedy über den richtigen Umgang mit der Sowjetunion. Die deutsche Seite befürchtete ein zu nachgiebiges Verhalten der Amerikaner in den angestrebten Friedensverhandlungen um West-Berlin. Viele Gegner Kennedys in Politik, Militär und Geheimdiensten bangten zudem um die versprochene Bereitschaft der Amerikaner, Deutschland bei einem russischen Angriff auch mit Atombomben verteidigen zu wollen.

Soweit der allseits bekannte, geschichtliche Rahmen. Die Fiktion beginnt mit einem gescheiterten Anschlagversuch gleich am ersten Tag des Besuchs. Im Mittelpunkt der darauf folgenden, hektischen Ermittlungen steht der Ermittler Thomas Malgo, der seinen Chef Paul Dickopf, Chef der Sicherungsgruppe in Bonn, während dessen Abwesenheit vertreten soll. Es entwickelt sich ein turbulentes Geschehen …

Jan-Christoph Nüse präsentiert in seinem neuen Roman einmal mehr (wir erinnern uns an „Operation Bird Dog“) eine spannungsvolle, authentische Story vor einer aufwendig recherchierten historischen Kulisse. Ich habe das Buch in Etappen gelesen und musste dabei ein, zweimal nachschlagen – das Personenregister auf den ersten Seiten hilft den Überblick über die (mir nur temporär etwas zu vielen) Figuren zu wahren. Gelobt werden muss der klare Erzählstil des Autors, dazu das ansprechend gestaltete Cover und die im Anhang zu findenden Anmerkungen, Quellen und Dokumente, die einer abschließenden Einordnung des Gelesenen zu Gute kommen.

Ich mag ja solche Geschichten, die einen auf die Reise in unsere jüngere, nicht all zu ferne Vergangenheit mitnehmen. Wer ähnlich tickt und gute Polit-Thriller mag, sollte sich diese Lektüre nicht entgehen lassen.


Jan-Christoph Nüse
Vier Tage im Juni

Taschenbuch: 352 Seiten

Gmeiner-Verlag; 2020. Auflage (9. September 2020)
ISBN-10: 3839227682
€ 16,00 [D]


Symbolbild: Bogdan Cheșa

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