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In memoriam: MS Georg Büchner

Am vergangenen Donnerstag ist das MS „Georg Büchner“, ehemaliges Fracht- und Ausbildungsschiff der Deutschen Seereederei (DSR), nördlich der Halbinsel Hel (bei Danzig) gesunken – die genauen Umstände sind bis dato nicht bekannt.

Ein kurzer Rückblick: das Schiff lief anno 1950 in Antwerpen vom Stapel und wurde zunächst als Truppentransporter zwischen Belgien und Belgisch-Kongo und Angola eingesetzt. 1967 wurde es dann als Fracht- und Ausbildungsschiff „Georg Büchner“ in den Dienst der DSR übernommen. Im Jahre 1977 erfolgte ein letzter Umbau – hernach diente es ausschließlich als stationäres Ausbildungsschiff der Reederei. Anno 1991 übernahm die Hansestadt Rostock das Schiff und nutzte es als Internat, Hotelschiff und zuletzt als Jugendherberge im Rostocker Stadthafen.

Vor einem halben Jahr wurde bekanntgegeben, dass die „Georg Büchner“ nach Litauen geschleppt und dort verschrottet werden sollte. Ursächlich hierfür war die nicht mehr zu finanzierende Unterhaltung des Schiffes – der Trägerverein „Traditionsschiff Rostock“ hätte fünf Millionen Euro für die notwendige Instandhaltung aufbringen müssen. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf: im Mai dieses Jahres wurde der bestehende Denkmalschutz seitens der Stadt Rostock aufgehoben, und am 30. Mai nahm der polnische Schlepper AJAKS das Schiff an den Haken, um es nach Klaipeda zu schleppen.

Der weitere Ablauf des Geschehens wird von den polnischen Behörden untersucht, die genaue Ursache, welche zum Untergang geführt hat, ist nach wie vor unklar. Das Schiff soll sich plötzlich zur Seite geneigt haben (es lief bereits mit leichter Steuerbord-Schlagseite aus), um 18:54 Uhr informierte die AJAKS die polnische Küstenwache über die enorme Schlagseite. 19:53 Uhr wurde die Verbindung zum Schlepper endgültig gelöst, eine halbe Stunde darauf war von der „Georg Büchner“ nichts mehr zu sehen (Menschen waren nicht an Bord).

Der Untergang des Schiffes wirft zahlreiche Fragen auf, und den Spekulationen – etwa um einen klassischen Fall von Versicherungsbetrug – sind Tür und Tor geöffnet. Fakt ist, dass die Versicherungssumme ein Vielfaches des Kaufpreises beträgt – ein Schelm, der Arges dabei denkt. Wir dürfen also gespannt sein, ob die Ursache zum Untergang der „Georg Bücher“ jemals und zur Gänze geklärt werden wird …

Warum ich darüber schreibe? Nun, Stammleser_innen werden sich erinnern: der mensch ist in seinem früheren Leben diverse Jahre zur See gefahren. Und genau vor 30 Jahren habe ich auf exakt diesem Schiff meine seemännische Grundausbildung gemacht und erinnere mich sehr gerne daran … So weit, so gut. Ich werde es erwähnen, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben.

Siehe auch: MS Georg Büchner ist gesunken! Letzte Reise endet auf dem Grund der Ostsee vor Danzig.

7 Antworten zu „In memoriam: MS Georg Büchner“

  1. es stand schon an vielen stellen :“schweinerei!!!“ – schade drum… vor allem für leute wie dich!

    (ich hab noch irgendwo gelesen „… zum glück hat jemand ein herz gehabt und die lenzventile geöffnet. ein seemannsgrab ist für ein schiff würdevoller als die schrottpresse!“ – interessanter standpunkt! vor allem wenn die versicherung nicht zahlt!)

    1. Danke für den Link. Der Verdacht auf Versicherungsbetrug scheint mir wirklich nicht all zu weit hergeholt.

  2. Avatar von Werner Vöks
    Werner Vöks

    Hallo
    Ich habe im PC 2 bilder gesehen wie der Schlepper Ajaks 2mal in die Steuerbord Seite mit hoher Fahrt gefahren ist.1x mit Vorder- und 1x mit Hechsteven.Es wurden Bilder von der Fähre Kabutzenhof – Gehlsdorf gemacht und im Internet veröffentlicht.Damals im Block zur MS G. Büchner,Ich finde es leider nicht mehr.Vielleicht wurden die Bullays damit eingedrückt?Es wäre eine Erklärung!

    1. Moin Werner. Die Fotos kenne ich nicht. Aber: Alles ist möglich, nichts ist bewiesen … Alles andere bleibt Spekulation. :(

      1. Moin Rappel, Wer weiß,wer die Fotos gelöscht hat?

        Beweisen kann man es ja nicht mehr-sie liegt ja auch auf der Stb.-Seite.
        Ich hatte 1969 meine lehrlingsausbildung auf der „MS G.Büchner“.
        Es ist lange her.

  3. Tja, lange her ist richtig, bei mir allerdings nicht ganz so lange – 1982 lag sie schon fest vertäut und war Wohnheim und Ausbildungsstätte.

    Hier findet sich ein lesenswerter Nachruf, auch mit einigen Details zum Untergang (du wirst das schon gelesen haben, denke ich).

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