Gerhard Rüdiger „Gundi“ Gundermann, seines Zeichens Liedermacher, Rockmusiker und Baggerfahrer, verstarb anno 1998 mit nur 43 Jahren an einem Schlaganfall. Sein musikalisches Erbe ist heute, nicht zuletzt auch dank des mit viel Lob bedachten Films von Andreas Dresen aus dem Jahr 2018, so lebendig wie das kaum eines anderen ostdeutschen Musikers.
Nach der erfolgreichen Verfilmung hat Gundermanns Leben und Werk nun auch auf die Bühnen der hiesigen Theater gefunden. Wer also Gundi mag und mochte, an dessen Geschichte und dem Live-Erlebnis Theater interessiert ist, der sollte nach Dresden gehen – dort läuft in diesen Tagen eine sehenswerte Inszenierung. Die ist deutlich mehr als ein sentimental-nostalgischer, musikalisch umrahmter Abend – sie ist ein fein durchdachter und erfrischender Mix von Revue- und Regietheater.
Im Großen Haus stehen gleich sechs Gundermänner auf der Bühne, die miteinander singen, streiten und diskutieren. Dazu kommt die lobenswerte Drei-Mann-Kapelle, welche die altbekannten Songs auf (mitunter überraschend) neue Weise spielt und interpretiert. In meiner Erinnerung verbleiben als besonders nachhaltige Szenen: Gundermanns Partei-Ausschluss (die ritterliche Tafelrunde), das Hadern um die eigene IM-Tätigkeit (als Sprechoper), die eingespielten Dokumentarfilm-Szenen und die als Talkshow inszenierte Auseinandersetzung mit der Energiewende, dem Kohlebergbau und den damit einhergehenden Problemen in der Region.
Zum Ende applaudierte ich lange und kräftig. Und war damit keinesfalls alleine.
Gundermann: Alle oder keiner
Eine Revue über Helden, Gras und Kohle von Tom Kühnel
das klingt gut, aber mich zieht es immer noch nicht in öffentliche gebäude mit vielen leuten….
Nicht viele Leute. 50 Prozent und reichlich Abstand. Von mir aus könnte das auch so bleiben.
…. komme gerade aus dem Großen Haus. In Punkto Bühnenbild fand ich die rauchenden Schlote noch sehr beeindruckend. Was wahrscheinlich auch am 2. Rang lag. Von oben wirkte das sicher noch mal kräftiger. Und das Bilderkarussell war auch nicht von schlechten Eltern. Ob allerdings jemand mit der Inszenierung etwas anfangen kann, der ihn und seine Lieder nicht kennt, wage ich zu bezweifeln. Ich wurde im Anschluss ans Stück jedenfalls gefragt, was es denn mit der Tafelrunde auf sich hatte…
Das Arrangement der Lieder wäre noch zu erwähnen.
Genau das haben wir auch so gesagt: Das ist ein ostdeutsches Ding. Genau genommen sogar ein südostdeutsches Thema, denn Gundermann und die Dinge, die die Kohle betrafen, waren im Norden kaum bekannt.
Aber schön, dass es dir gefallen hat. 🙂
BLUES UND ROCK IN DER DDR
Ein kleines Gedicht
MUSIKALISCHE ZEITREISE
In den Fünfzigern kam der Rock’n’Roll,
Was Eltern schockte, fanden Teenies toll.
Die Sechziger brachten die Beatmusik,
Flower Power führte ins Hippie-Glück.
Es war’n die wilden Siebziger Jahre,
Als wir noch hatten allzuviel Haare;
Blueser und Tramper, immer auf dem Pfad,
Hippies im Arbeiter – und Bauernstaat.
Jesuslatschen oder Kletterschuhe,
Blue Jeans, Parka und immer die Ruhe;
So ging’s am Wochenende in die Spur,
Musik und Freiheit das Ziel jeder Tour.
Man lauschte intensiv Freygang bis Renft,
Die Plätze vor der Bühne stets umkämpft.
Der Alkohol war immer mit im Spiel,
Man rauchte Karo und trank vielzuviel.
Im Osten war die Musik Klassenkampf,
Man machte Rockgruppen gehörig Dampf.
Sie galten als westliche Sendboten,
Restriktionen und Auflösung drohten.
Auch Ost-Hippies verehrten Blues und Rock,
Blickten sehnsüchtig auf’s ferne Woodstock.
Stets im Visier von Stasi und Staatsmacht,
Pflegte man auch hier Liedgut und Haarpracht.
Man besorgte sich eine Gitarre,
Wollte niemals tragen eine Knarre,
Hasste Uniform und Kasernenmief;
Give Peace a Chance war immer Leitmotiv.
Urige Songs von den Doors bis Neil Young
Setzten Lust und Endorphine in Gang.
Wir sahen Modesünden, manchen Tick,
Was bleiben wird, ist die feine Musik.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus der Skatstadt
klasse!
Ich stimme zu und unterschreibe jede Zeile. Das ist hier der längste Kommentar ever und der erste in Reimen. Danke dafür und Grüße nach Altenburg!