Auf Görlitz kann man gut herabschauen, vom Hausberg oben, sprich von der Landeskrone.
Es handelt sich um einen einzeln stehenden, mir bisher unbekannten Berg, 420 Meter hoch, mit einer Wirtschaft und einem kleinen Aussichtsturm oben darauf. Dazu kommt noch ein unvermeidlicher Bismarckturm, der so häßlich ist, wie sie alle sind, die Bismarcktürme dieser Republik. Aber die Aussicht, die lohnt, kann man doch wunderbar auf Görlitz hinunterschauen, in die Umgebung mit dem Berzdorfer See und weit hinüber bis in das Iser- und Riesengebirge.
In Görlitz kann man auch gut ein Wochenende verbringen, beispielsweise mit der Familie, um ein Jubiläum zu feiern. Nette, kleine Pensionen gibt es zuhauf, und Cafés und Restaurationen in beachtlicher Menge. Reservieren tut not, denn die Stadt ist voller Besucher. Aus aller Herren Länder kommen die Menschen, sie lauschen den Stadtführern (wie wir auch), flanieren am Ufer (wie wir auch) und laufen über die Brücke und von Land zu Land hin und her (wie wir auch).
Das Spazieren empfiehlt sich vor allem zum Abend, wenn die Kneipen voll und die Gassen leer sind und Musik ertönt und der Wächter mit den leuchtenden Augen vom Rathausturm herab schaut. Die Stippvisite ins Polnische kann man sich sparen: Ein bissel Glanz am Neißeufer, Alkohol- und Zigarettenshops und viel mehr ist dort nicht.
Irgendwann ist man dann froh, nach all den Stunden in der Stadt, derselben zu entkommen. Zu viel Enge, zu viele perfekt sanierte Häuserschluchten, zu viel Jugendstil und Görliwood und Glanz und Gloria und überhaupt – selbst der stetig blaue Himmel war, beinahe schon, unerträglich. Der Ausflug zum Hausberg empfiehlt sich dann, zum Durchatmen und zum Alleinsein auch. Aber das schrieb ich ja schon. Und so passte das auch wieder. Mit den Menschen und in Görlitz, an diesem Wochenende im Oktober.
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