Ein Ex-Kapitän, der sich erfolglos als Friseur versucht, arme Matrosen und Soldaten, die in Lottas Bar für einen Schnaps mit einem Kuss bezahlen und allen voran natürlich die beiden Handelsvertreter Jonathan und Sam, die durch die schwedische Provinz ziehen und erfolglos versuchen, Vampirzähne, Lachsäcke und Masken „Gevatter Einzahn“ zu verkaufen …
Roy Andersson erweist sich einmal mehr als unangefochtener Meister des Absurden. „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ ist nach „Songs from the Second Floor“ (2000) und „Das jüngste Gewitter“ (2007) der dritte und wieder überaus skurrile Teil seiner Trilogie über die Natur des Menschen.
Jede Szene dieses Episodenfilms beginnt mit einem großartig komponierten Standbild, welches wie ein Gemälde wirkt, zumeist dominieren graue und braune Farbtöne. Erst nach gegebener Zeit beginnen die Protagonisten (immer skurrile, an traurige Clowns erinnernde Figuren), ihren Text (stets nur kurze Dialoge) zu sprechen – von daher wirkt das groteske Geschehen wie in einem Theaterstück. Beherrschendes Thema ist und bleibt das Wesen des menschlichen Miteinanders, welches – von außen betrachtet und freundlich formuliert – bestenfalls als verwunderlich einzuschätzen ist. Das zunächst erleichternde und befreiende Lachen bleibt dem Betrachter im Laufe der Handlung jedoch zusehends im Halse stecken, da zunehmend das abgrundtief Böse im Menschen aufgezeigt wird.
„Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ ist im Fazit ein perfekt inszenierter Kunstfilm – mit für mich wunderschönen Bildern und großartigen Figuren. Doch Vorsicht: nicht jeder wird bereit ein, sich auf diese besondere, anspruchsvoll inszenierte Phantasiewelt einzulassen. Wer leichte Unterhaltung zu finden hofft liegt bei diesem Streifen ganz und gar falsch.
Verweis: „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ (Filmwebsite)
Lesetipp: Roy Andersson – Rebell gegen die Schwerkraft.
Schreibe einen Kommentar