Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Die Familie Schroffenstein

Zuerst Misstrauen, dann Meuchelmord und zuletzt ein verstörendes Happy-End.

Seit Jahren schwelt der auf einem alten Erbvertrag (welcher den gesamten Besitz des einen Clans nach dessen Aussterben dem anderen zuspricht) beruhende Konflikt zwischen den beiden Clans der Familie Schroffenstein. Das Verhältnis der beiden Häuser aus Rossitz und Warwand ist von tiefem Misstrauen und Abneigung geprägt und kann jederzeit in einem offenen Krieg eskalieren. Als die Angehörigen des Rossitzer Zweiges der Familie den jüngsten Sohn zu Grabe tragen müssen und Graf Rupert am Grab blutige Rache schwört, scheint dieser Punkt erreicht …

Die Familie Schroffenstein ist das düstere Erstlingswerk von Heinrich von Kleist, es ist anno 1803 anonym erschienen und wurde 1804 in Graz uraufgeführt. Auch wenn das Stück bald im Schatten der späteren Dramen des Erzählers verschwand, wird es doch regelmäßig aufgeführt und wurde 1984 verfilmt. Im Stück finden sich zahlreiche Anklänge an die Dramen William Shakespeares, vor allem Romeo und Julia, die zwei Liebenden, die nicht zueinander finden können, darf als literarische Vorlage benannt werden. Dies ist insofern nicht als ungewöhnlich einzuordnen, als dass Kleist wiederholt Stoffe berühmter Vorlagen umgearbeitet hat.

So weit, so gut. Vor knapp einem Jahr nun, im Dezember 2022, kam das hier selten gespielte Stück in Kleinem Haus in Dresden zur Premiere. Die Aufführung wurde vom Publikum und der Kritik begeistert aufgenommen – zu Recht, wie wir finden, nachdem wir gestern ebenfalls die Gelegenheit hatten und am Ende lange applaudierten. Das auf hohem Niveau spielende Ensemble interpretiert die aberwitzige Vorlage mit Spaß am Spiel und auf gekonnt moderne Weise – es ist im Fazit (inklusive Bühnenbild) also ein äußerst vergnüglicher Theaterabend.

Mit wärmster Empfehlung meinerseits – Sie müssen das gesehen haben!


Verweis und Karten: Die Familie Schroffenstein (Staatsschauspiel Dresden)

Foto von Kyle Head auf Unsplash

Antworten

  1. Avatar von derbaum

    mal sehen – vielleicht…

    1. Avatar von Rappel

      Aber nicht wieder drei Jahre warten … So lange spielt das auch nicht mehr. 🙂

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