Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Die Blumen von gestern

Totila Blumen (Lars Eidinger) ist Holocaust-Forscher und versteht als solcher keinerlei Spaß. Schon gar nicht dann, wenn es etwa darum geht, aus einem von ihm jahrelang vorbereiteten Auschwitz-Kongress ein werbefinanziertes Medien-Event zu machen. Das hieße nichts anderes, als das Erbe des gerade erst verstorbenen und von Totila hoch verehrten Professors Norkus (Rolf Hoppe) mit Füßen zu treten. Als ihm dann auch noch die Leitung des Projektes entzogen und zugleich die sehr nervige französische Studentin Zazie (Adèle Haenel) als Praktikantin vor die Nase gesetzt wird, scheint der Mann mit seinen Kräften endgültig am Ende.

Befeuert wird das Ganze von den Zwistigkeiten seiner Ehe, in welcher die Partner – mit Blick auf Totilas angenommene Impotenz – gewisse Arrangements getroffen haben. Trotz alledem: der Mann geht weiter seiner Arbeit nach, jetzt unterstützt von der exzentrischen Zazie, die jedoch ihrer ganz eigenen Agenda zu folgen scheint– einer Agenda, die eng mit Totilas Herkunft und seinem wohlgehüteten Familiengeheimnis verknüpft ist.

Soweit die Ausgangssituation. Um mehr zu erfahren, müsst ihr ins Kino gehen und euch „Die Blumen von gestern“, den neuen Film von Chris Kraus (Drehbuch und Regie) selbst anschauen. Nach meinem gestrigen Besuch kann ich diesen ausdrücklich empfehlen. Allerdings mit einigen Abstrichen, denn der Film polarisiert und das ist auch gut so.

Kaum erträglich fand ich beispielsweise die ständige, in üble Wutausbrüche endende Aggressivität Totilas. Dazu der oft aufgesetzt wirkende, sexualisiert-ordinäre Sprachgebrauch, der einfach nur nervt. Okay, Tortila und Zazie sind beide Borderliner, da fackelt man nicht lange und kommt gleich zur Sache. Es scheint trotzdem übertrieben, ebenso wie die Szene mit der Farbe und dem fliegenden Mops. Das Anliegen des Films wäre auch ohne diese Extreme verständlich herübergekommen, denke ich. Und dieses ist im Fazit dann doch löblich und angekommen, zumindest bei mir und den Damen in meiner Begleitung.

Sich dem Thema Holocaust auf diese Weise, sprich exzessiv schräg, schwarzhumorig und mit einigen wunderschön skurrilen Szenen, zu nähern, hat durchaus etwas Gutes.


Verweis: „Die Blumen von gestern“ (Filmwebsite).

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