Der neue Alte Bahnhof in Pirna

Die Sanierung des Alten Bahnhofs zu Pirna hat sich über Jahre hingezogen. Nun ist sie so gut wie abgeschlossen, die ersten Mieter werden in den kommenden Wochen einziehen. Es sei daher gestattet, einen kurzen Blick auf das Projekt werfen.

Zur Geschichte: Der Alte Bahnhof wurde als erster Bahnhof Pirnas zur Eröffnungszeit der „Sächsisch – Böhmischen Eisenbahn“ im Jahre 1848 erbaut. Der Standort wurde an der Grenze zur Pirnaer Altstadt gewählt, das ehemalige Dominikanerkloster (heute Stadtmuseum) liegt nahebei. Mit dem Bau der Pirnaer Elbbrücke (1872 – 1875) eröffnete sich später die Errichtung der notwendigen Bahnstrecke nach Kamenz. Der „Alte Bahnhof „, der wegen des über die Jahre gestiegenen Verkehrsaufkommens und fehlender Erweiterungsflächen ohnehin seine Leistungsgrenze erreicht hatte, lag dafür ungünstig – also wurde 500m westwärts ein Neubau errichtet. Somit verlor das einstmals stolze Gebäude seine eigentliche Bestimmung, im Oktober 1875 wurde der alte Bahnhof stillgelegt (Wikipedia).

In den folgenden Jahrzehnten war er Standort der Bahnmeisterei, wurde aber auch für Wohnzwecke genutzt. 1945 wurde der Komplex durch einen Bombenangriff teilweise zerstört. Nach 1998 stand das unter Denkmalschutz stehende Gebäude dann lange Zeit leer. Es gilt übrigens noch heute als ältestes, erhaltenes Empfangsgebäude der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn.

Jahre später erwarb schließlich die Privatbrauerei Schmees-Besgen GmbH (sie betreibt in Pirna das Brauhaus „Zum Gießer“ und das Hotel „Pirnascher Hof “ am Markt) den Alten Bahnhof an der Grohmannstraße. Der ambitionierte Plan, in dem historischen Gebäude eine Brennerei bzw. eine Schaudestillerie einzurichten, erwies sich jedoch als unrealistisch und wurde verworfen. Ende 2015 kaufte dann der Unternehmer Michael Hänel aus Pirna den Komplex und begann zu sanieren, um ihn letztlich für gewerbliche Zwecke zu vermieten.

Nun steht die Sanierung, deren Kosten sich auf ca. 1,6 Millionen Euro belaufen, kurz vor der Vollendung. Die Stadt wird einen maximalen Zuschuss von 858 000 Euro bewilligen, da das Gebäude im eigens eingerichteten Fördergebiet „Alter Bahnhof“ liegt (SäZ vom 09.01.2019). Zu den ersten Mietern zählen dem Vernehmen nach die Pirnaer Weinhandlung Barrique und ein Friseur- und Barbershop im Erdgeschoss. Die obere Etage wird Bürofläche. Was auch schön ist: Während der Bauphase entdeckten die Fachleute historische Wandzeichnungen, die unter Auflagen des Denkmalschutzes saniert wurden. Bei einem Friseur-Termin lassen sich diese gewiß einmal in Augenschein nehmen.

Im Ganzen macht das Gelände jetzt einen aufgeräumten Eindruck – makellose Fassaden, viel Pflaster und wenig Grün. Eine Schranke wird die Zufahrt zu den Parkplätzen regulieren. Aber sehen wir es doch positiv: Immerhin wird somit ein Stück Eisenbahngeschichte erhalten. Und nach wie vor donnern in nur sechs Metern Entfernung die Züge vorbei …

So weit, so gut, so interessant. Schauen wir mal, wie es weitergeht.


Bei Interesse: Es gibt ein Video von 2013, welches den leerstehenden Komplex in seiner damaligen Tristesse beschreibt.

Kommentare ( 0)

  1. Avatar von derbaum
    derbaum

    so sehe ich es auch – schön das das gebäude nicht einem profitorientierten betonkasten weichen musst – und ich hoffe auf baldige berichterstattung zu den wandbildern 😉

    1. Avatar von Rappel

      Hm, wenn du jetzt den Barbershop meinst: den Frisör gibt es hier schon jahrelang – wie ein klassischer Barbershop sieht das dort jedoch nicht aus. Ob das demnächst dichter dran ist? Ich habe meine Zweifel …

      1. Avatar von derbaum

        nein, ich meine die restaurierten wandbilder!

        1. Avatar von Rappel

          Ah ja. Mal schauen, ob und wie wir daran kommen. 🙂

  2. Avatar von apfelmann70
    apfelmann70

    Wievielte Jahre steht das Gebäude denn schon leer? Ich kann mich nicht erinnern, das der alte Bhf. jemals zu meinen Lebzeiten bewohnt war. Man hofft nur, das der Barbier nicht bei jeden vorbeifahrenden Zug mit der Klinge abrutscht.

    1. Avatar von Rappel

      Der „Barbier“ ist sich hoffentlich seiner Sache sicher. 🙂

      Es sollen auch besondere, schallgeschützte Fenster verbaut worden sein. Und die SäZ spricht von ca. 20 Jahre Leerstand. Von wann bis wann genau das Gebäude bewohnt war kann ich leider nicht sagen.

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