Das Grab des Wanderers

Zum Sonntag galt es den Winterwald zu erkunden. Es hatte ganz ordentlich geschneit, die Landschaft war komplett in Weiß und nichts lag näher, als die Gunst des freien Tages zu nutzen und durch den winterlichen Wald zu stapfen. Die Gelegenheit bietet sich ja nicht gar so oft …

Da es im Elbtal schon kräftig am Tauen war fuhren wir ein wenig hinauf und starteten am Waldparkplatz an der Hellendorfer Straße, die am Südhang des Augustusberges (bei Gottleuba) verläuft. Über den Bienhofer- und den Waldparkweg ging es dann, immer schön durch den tief verschneiten Wald, in den Mordgrund hinunter. Wir folgten dem Lauf des Baches bis nach Bienhof, dem erklärten Ziel des kleinen Ausflugs. Der Weiler (ein ehemaliges Hammergut) umfasst nur wenige Häuser, neben der Herberge, der Jagdvilla und dem links gelegenen Bauernhof findet sich am Ortende noch das Mühlengut.

Hier erwartete uns eine kleine Überraschung (wir waren einige Jahre nicht vor Ort): Das in die Jahre gekommene Mühlengut ist wieder aufgebaut und bietet wie ehedem eine Gastwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeiten. Geöffnet ist derzeit nur am Sonntag (11.00 – 17.00 Uhr) – wir hatten also Glück, kehrten ein und wurden nicht enttäuscht (der Hirschgulasch mit Böhmischen Knödeln, dazu das Rechenberger Bier). Hernach schauten wir uns noch kurz um, dankten der freundlichen Wirtin und sprechen im Fazit eine ausdrückliche Empfehlung aus (vorherige Reservierung empfohlen).

Zurück ging es dann, immer schön am Bach und vorbei am Rückhaltebecken, Richtung Hellendorf. Kurz vor dem Ort führt links die Oelsener Straße hinauf, und über die eingangs erwähnten Wege war es dann nicht mehr weit bis zum Ausgangsort (eine Strecke von ca. 7,5 km, komoot war leider zickig). Schön war es im Winterwald, wir liefen zu einem guten Teil auf gut verschneiten, unberührten Wegen.

1655 starb hier in der Nähe ein Wanderer, welcher zuvor aus dem Ratzschbach Born (Totenborn) getrunken hatte. Die Gemeinde Hellendorf weigerte sich, den Toten zu begraben. Worauf Gottleuba ihn begrub und den Wald für sich nahm. Nach altem Gesetz, muss der jeweilige Flurbesitzer den Toten begraben, wenn er auf seinem Flurstück verstorben ist. Den Erzählungen nach soll der Wanderer die Taschen voller Kirschen gehabt haben, und da man ihn samt seiner Kleidung begrub, sollen heute an dieser Stelle noch Kirschbäume wachsen.

Chronik von Hellendorf

Was noch gesagt werden muss: Ganz nahe am Startpunkt, am Bienhofer Weg, findet sich das im Titel erwähnte „Grab des Wanderers“, auf welches eine Info-Tafel am Wegesrand verweist (ein Foto). Bis auf diese ist leider nichts Genaues auszumachen, aber es ist doch gut, dass daran erinnert wird.

8 Antworten zu „Das Grab des Wanderers“

  1. Avatar von derbaum

    von dem ehemaligen gedenkstein an den toten wanderer sieht man auch im sommer nix –> https://www.komoot.de/tour/386695206?ref=itd – aber am carlowitz-kreuz seit ihr knapp vorbeigeschrammt!

    1. Ah ja, du bist also schon dort gewesen. Wir haben uns heute morgen spontan dafür entschieden. Somit fehlte mir die Zeit, die Route vorher auf Kreuze zu checken. Also ein anderes Mal … :)

    2. Avatar von derbaum

      na klar – ich denke jetzt hast du es für lange im hinterkopf wenn du in die gegend kommst :-) zumindest geht es mir so. (bei google isses auch eingetragen – Carlowitz- Kreuz
      https://maps.app.goo.gl/5rhbRAeUp2VKYMbw6?g_st=ic )

    1. Ich habe es im Hinterkopf. Wobei es ja gar kein richtiges Sühnekreuz ist, also solch ein ordentliches, im Mittelalter aufgestelltes Steinkreuz. Es ist neu und schaut künstlich aus. :)

  2. Euer Winter sieht ja mal wieder richtig amtlich aus. Ein bissl neidisch bin ich halt schon …

    1. Du musst Geduld haben, der Winter kommt bestimmt auch zu euch. Momentan steht ein eisiger Februar hoch im Kurs … Aber diese Episode hier war tatsächlich sehr schön – weil nicht mit klirrender Kälte verbunden, dazu kaum Wind und der Schnee herzallerliebst.

  3. […] und grau und bäh, lange kein so dekorativer Winter wie weiter elbaufwärts. Olympus E-M5, Micro-Nikkor […]

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