Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Unten am Fluss

    Spaziergänge in Pirna führen mich unweigerlich hinunter an die Elbe. Die Flusslandschaft, die Elbwiesen – das hat ja auch was. Es ist ein Ort der Ruhe, zumeist jedenfalls und auch auf dem Wasser, denn nur ab und an kommt noch ein Dampfschiff vorbei.

    Wenn ein solches naht, muss es fotografiert werden – so will es das Gesetz. Man kann dafür hinab ans Ufer gehen, sich direkt an die Wasserkante stellen und konzentriert fokussieren, um das doch immer wieder sehr schöne Motiv zum siebenhundertdreiundfünfzigsten Male abzulichten. Das geht derzeit ganz gut, der Wasserstand ist ja eher mäßig.

    Zu beachten ist lediglich die Bugwelle des Dampfers. Die sorgt u.U. für nasse Schuhe, also wenn man nur so da steht und guckt und sich nichts Böses denkt. Es bringt dann auch nichts, auf die Schnelle die mit Moos und Gras bewachsene und somit aalglatte Uferböschung zu erklimmen – man rutscht unweigerlich ab, schlägt auf die Kniescheibe, macht eine ungeschickte Drehung und steht, etwas verwirrt und wie zuvor, mit beiden Füßen im Kies. Bereit für den nächsten Schwapp der Bugwelle, der unweigerlich kommt und im Ergebnis bis über den Sockensaum gereichen wird …

    Dieser alberne Vorfall gilt zweifellos als eine Schande für jeden gelernten Salzwassermatrosen. Ich habe keine gute Figur gemacht – von daher bleibt das bitte unter uns.

  • Zweimal Kunst in Pirna

    Kurz vor den großen Ferien habe ich noch zwei Kulturtipps für Pirna. Der eine ist kurzfristig, der andere hat Zeit bis September. Beide lassen sich aber auch miteinander verbinden, wenn ihr das nächste Wochenende im Sinn habt. Ihr schaut einfach, was ihr daraus macht (ich werde nicht vor Ort sein).

    Zum Ersten findet auch in diesem Jahr, wie gehabt am ersten Juliwochenende, der Tag der Kunst in Pirna statt. Die Veranstaltung stand lange auf der Kippe, findet nun aber, wenn auch mit reduziertem Konzept, doch statt. 80 Künstler haben ihre Teilnahme zugesagt. Es gibt eine Schaufenstergalerie in der Innenstadt, zudem beteiligen sich das Stadtmuseum, das Kuratorium Altstadt und das Uniwerk in der Alten Feuerwache. Wie schon in den Vorjahren werden auch leerstehende Läden für kleine Ausstellungen und Präsentationen genutzt.

    Das Programm für den Tag der Kunst 2020 (4.7. und 5.7.2020) findet sich hier.

    Zum Zweiten sei auf den auch in diesem Jahr stattfindenden Skulpturensommer verwiesen. Der läuft noch bis zum 27. September 2020, und wieder in den Bastionen der Festung Sonnenstein. Allein diese sind schon eine Besichtigung wert, zumal sich die Ausstellung perfekt in das historische Ambiente fügt (ich habe das gestern für euch überprüft, es lohnt).

    Thema ist die Dresdner Bildhauerschule von Ernst Rietschel bis heute. Geöffnet ist Mittwoch bis Samstag, jeweils 13.00 – 17.00 Uhr (Eintritt: Erwachsene 5,00 €/ ermäßigt 3,00 €). Die Laufzeit ist, mit Blick auf die geltenden Einschränkungen, auf zwei Jahre konzipiert – im kommenden Jahr dann mit dem jetzt wegfallenden Begleitprogramm.

    Wissta Bescheid.


    Bild oben: Martin Honert – Bande/ Gang

  • Rolf Böhm: Richtig wandern mit Corona

    Wir schreiben die dritte Woche der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen und die Verwirrung um die Auslegung derselben ist immer noch groß. Wer darf noch wo genau durch den Wald spazieren?

    Laut Innenminister Roland Wöller (CDU) ist es den Dresdnern nicht gestattet, in den Elbsandstein zu fahren – das ist unmissverständlich. Landrat Michael Geisler (CDU) benannte dazu in der vergangenen Woche die jeweilige Gemeindegrenze als bindend – ebenfalls eine klare Ansage. Hingegen verwies das Sächsische Oberverwaltungsgericht mit seinem gestrigen Beschluss darauf, dass Ziele außerhalb der Wohngemeinde, die im Umkreis zwischen 10 und 15 Kilometern liegen und per Rad oder zu Fuß erreicht werden können, durchaus zulässig sein. Die Gemengelage bleibt also ambivalent.

    Nun meldete sich Dr.-Ing. Rolf Böhm, exzellenter sächsischer Kartograph und Kenner der Sächsischen und Böhmischen Schweiz, hilfreich zu Wort, indem er uns

    1. eine Karte mit den aktuellen Gemeindegrenzen und
    2. Fünf-Kilometer-Umfeld-Karten der einzelnen Gemeinden

    zur Verfügung stellt. Basis derselben, auch in hoher Auflösung vorhandenen Karten, ist seine „Große Karte der Sächsischen Schweiz“.

    Wohlgemerkt: Diese Karten sind natürlich kein Freibrief gegenüber den Behörden. Es gilt weiterhin die sächsische Corona-Schutz-Verordnung: Bewegung an der frischen Luft ausschließlich allein oder in Begleitung des Lebenspartners oder mit Angehörigen des eigenen Haushalts, Abstand wahren und so weiter und so fort. Ich denke allerdings, dass sich damit gut arbeiten lässt (den gesunden Menschenverstand vorausgesetzt) und sage Danke dafür.

    (alles via Sächsische Zeitung Pirna, 07.04.2020)

  • Kaufe in Pirna – jetzt erstmal digital

    Überall im Land gründen sich lokale Initiativen, um die kleinen Kneipen, Läden und Cafés während der Corona-Pandemie zu unterstützen. Das ist in Pirna nicht anders, auch hier leiden die oben Genannten unter der Krise – die Einnahmen fehlen, Fixkosten (Ladenmiete usw.) müssen weiter gezahlt werden und treiben so manchen in den Ruin.

    Die von der Stadt Pirna, dem Stadtmarketing, dem Verein „Citymanagement Pirna“ und den Händlern und Gastronomen initiierte Aktion „Kaufe in Pirna (KiP)“ soll hier zumindest etwas Geld in die Kassen spülen. Das Prinzip ist einfach: Alle gelisteten Unternehmen bieten Gutscheine an, die eingelöst werden können, wenn sie wieder offen sind (mitunter wird auch jetzt schon ein Versand- oder Lieferservice nach Hause angeboten). Ein Gutschein-Shop also, regional und damit erste Wahl.

    Wer einen Taler übrig hat, kann auf diese Weise helfen – mit einer Geste der Solidarität und verbunden mit der Hoffnung, dass möglichst viele über die Runden kommen werden.

  • Zehn Spazierbilder

    Wir sehen hier zehn Spazierbilder der vergangenen sieben Tage.

    Der mensch ist noch nie soviel spaziert wie in diesen Tagen der verordneten häuslichen Bereitschaft. Also richtig spaziert, im feinen Zwirn durch die Stadt, mit Hut und blank gewienerten Schuhen, gerne auch die Dame an der Seite. Immer bei Himmelblau, immer bei Sonnenschein – der Frühling meint es besonders gut in diesem Jahr. Und immer in Pirna, die Altstadt natürlich, das wohnliche Umfeld.

    Die Gedanken kreisen, und täglich grüßt das Murmeltier. Ich erwäge die Beschaffung von Gehrock, Stock und Zylinder, um dem Idealbild des klassischen Spaziergängers etwas mehr zu entsprechen. Riesen-Koteletten inklusive, versteht sich.

  • Schweinerei in Stolpen (Update)

    Ein kurzes Update zur Causa Schweinemast in Stolpen. Sie erinnern sich gewiß: Im Mai des letzten Jahres verwies ich hier auf die geplante Errichtung einer industriellen Schweinemastanlage bei Stolpen. Der holländische Investor Marten Tigchelaar plant, die alte, aus DDR-Zeiten vorhandene Anlage wieder in Betrieb zu nehmen und diese zu einer riesigen Ferkelzucht zu erweitern. Die Gegner dieser Billigfleisch- Produktionsfabrik haben sich zu einer Bürgerinitiative formiert, mit dem Ziel, dieselbe zu verhindern. Mittels einer Petition wurden auf Anhieb 2.102 Unterschriften (880 stammen von Stolpner Bürgern) gegen das Vorhaben gesammelt.

    Derweil hat sich die Initiative der Mithilfe des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) versichert. Nach inzwischen erfolgter Akteneinsicht sind die BI und der BUND Sachsen zu der Auffassung gelangt, dass allein der bisherige Anlagenbetrieb mit seinen Umweltauswirkungen sowie der unmittelbaren Nähe zur Wohnbebauung rechtlich fragwürdig ist – zudem sieht der aktuelle Bebauungsplan gar eine Erweiterung der Anlage von knapp 4500 auf über 18000 Tierplätze vor.

    Die Bürgerinitiative hat sich nun entschlossen, dieses Vorhaben juristisch anzufechten. Das zu erwartende Verfahren wird mit Kosten bis zu 10.000 € veranschlagt – mit einem Verfahrenszeitraum von 6 Monaten bis zu mehreren Jahren ist zu rechnen. Um den rechtlichen Beistand (Anwaltskosten, Fachgutachter, Gerichtskosten) finanzieren zu können, wurde jetzt ein Spendenaufruf gestartet. Wer helfen möchte, kann dies über die Webseite des BUND Sachsen oder direkt per Überweisung auf nachfolgendes Spendenkonto tun.

    Kontoinhaber: BUND LV Sachsen e.V.
    IBAN: DE84 4306 0967 1162 7482 00
    BIC: GENODEM1GLS (GLS Bank)

    Verwendungszweck: Spende Keine Schweinemast in Stolpen – ggf. Adresse für Spendenquittung

    Zudem wird zu einer neuerlichen Informationsveranstaltung mit Herrn Dr. Greve (Geschäftsführer BUND Sachsen) und Herrn RA Beier (Baumann Rechtsanwälte Leipzig) geladen. Termin ist der 11. März 2020, 19 Uhr, im Hotel „Goldener Löwe“ in Stolpen.

  • Kurz und knapp

    Gestern in der großen Stadt … Der mensch checkt schon seit einem halben Jahr die Barbershops, die gerade und jetzt endlich auch in der Dresdner Neustadt sprießen. Weil in der Kleinstadt sieht das schlecht aus … Besser gesagt: Nicht ganz so gut. Das Komplettprogramm mit Scheitel und Bart und Wachs und Messer und Feuer und Faden – das klappt hier leider nicht.

    Also schnell in die S-Bahn und ab nach DD in die Louisenstraße, weil der Anton schon da war und gelobt hat und ich also rein und auf den Sessel und nach vierzig Minuten wieder raus und alles war gut. Ich lobe jetzt nicht laut, weil wenn nun alle dorthin rennen ist es auch wieder doof und ich muss warten und das gefällt mir nicht.

    Aber gut habe ich mir gedacht und brach auf zu meinem Fotowalk um wie immer und zweimal im Jahr die immer gleichen Fotos zu machen und wie ich so laufe beginnt es zu krabbeln und pikst wie irre und ich denke an das Quäntchen kurzer Stachelhaare, die mir auf dem Lederstuhl zuvor vom Kinn auf die Kragenbinde und von dort in den Pullunder gefallen und ja, das war dumm und eine blöde Bewegung und meine verdammte Schuld. Der Fön danach hat es nicht gebracht und dann kam auch noch die Elektrizität ins Spiel weil der Pullunder Funktion war und enorm geladen und alle Fussel und Borsten standen senkrecht im Gewebe und knistern tat es auch und dann pikste es noch mehr und ich brach den Lauf ab weil das Mist war und man sich so ja nicht konzentrieren kann.

    Stocksteif in der S-Bahn kam als nächstes und bloß nicht bewegen und dann lief ich mit rollenden Augen und großen Schritten in Pirna Richtung Hauptquartier und dort ging es dann besser nach knapp zehn Minuten war die Heldenbrust entspannt. Das war schon richtig krass und noch viel schlimmer als früher mit dem Juckpulver und den doofen Mädels in der ersten Klasse.

    Deshalb ist diese topaktuelle Dresden-Serie nur sieben banale Bilder lang. Das ist ja besser als gar nichts. Immerhin.

  • Alle liebten Struppi

    Heinz Fülfe also. Aka Taddeus Punkt. Der unvergessene Schnellzeichner. Wer im Osten aufgewachsen ist, der kennt den Mann. Der liebenswerte Hund Struppi, Frau Elster, Flax und Krümel. All diese Sympathie erweckenden Figuren aus dem DDR-Kinderfernsehen. Pädagogisch wertvoll allesamt. Sie wurden von Heinz Fülfe gespielt – mit seiner Frau Ingeburg schrieb er die Manuskripte, suchte die Requisiten aus und gestaltete das Bühnenbild.

    Der Mann war nicht nur ein brillianter Puppenspieler (dessen Laufbahn übrigens in Pirna begann), sondern auch ausgebildeter Bühnenbildner, Kulissenmaler, Musiker, Tänzer und Schauspieler. Von 1950 bis 1955 war er Ensemble-Mitglied der von Wolfgang Hensel nach dem Krieg gegründeten Puppenbühne „Die Pirnaer“, danach arbeitete er ausschließlich für den Deutschen Fernsehfunk.

    Das Stadtmuseum Pirna widmet dem Puppenvater zum 100. Geburtstag eine kleine, aber sehenswerte Sonderausstellung. Gezeigt werden die Original-Figuren von Frau Elster, Struppi, Flax und Krümel sowie auch einige Gemälde und Zeichnungen Fülfes, der – zweifelsohne – auch ein talentierter Maler und Grafiker war (man muss dazu wissen, dass der Sohn des Künstlers, ob der Verbundenheit seines Vaters zur Stadt Pirna, den künstlerischen und persönlichen Nachlass Ende 2018 mittels Schenkung dem Stadtmuseum zukommen ließ). Auch schön: Neben den Informationen zum Leben und Schaffen zu Heinz Fülfe (1965 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Pirna verliehen) gilt es auch einen seiner Flax-und-Krümel-Filme anzuschauen, welche heute als durchaus vergnügliche und bemerkenswerte Dokumente ihrer Zeit gewertet werden dürfen.

    Der Besuch lohnt.


    Ausstellungsort: Stadtmuseum Pirna, vom 25. Januar bis 26. April 2020, Dienstag bis Sonntag von 10–17 Uhr, regulär vier Euro.

  • Das Publikum verändert sich

    Wir erinnern uns: Am vergangenen Samstag wurde im Dresdner Kabarett „Die Herkuleskeule“ die Vorstellung seitens einer rechten Pöbel-Truppe massiv gestört (siehe dazu auch „Den Rechtspopulisten stärker entgegentreten“ DLF am 13.01.2020). Inzwischen bekundeten andere Kabarettisten aus Sachsen ihre Solidarität und bilanzieren die unerfreuliche Gesamtsituation.

    „Über Pegida-Witze hat noch vor einigen Jahren das ganze Publikum gelacht. Heute erntet man damit nur noch bei der Hälfte Zuspruch.“ Das läge auch daran, dass inzwischen verstärkt Zuschauer kämen, „die noch nie im Theater waren und alles nur 1:1 verstehen“, so Pauls. „Die intellektuelle Fähigkeit, Satire und ironische Provokationen als solche zu erkennen, scheint den Rechten überwiegend zu fehlen.“ Für den Kabarettisten, der in Pirna das Tom-Pauls-Theater betreibt, ist das „ein Zeichen zunehmender gesellschaftlicher Verdummung“.

    Tom Pauls in der SäZ vom 14.01.2020 (leider hinter der Paywall)

    Hut ab dafür – treffender hätte man es nicht formulieren können. Und wir sehen es wieder betätigt: Die blau-braune Fraktion ist nicht gesellschaftsfähig.


    Und ich nutze die Gelegenheit und trommle dazu für das Tom-Pauls-Theater, eine ausgesprochen hübsche, kleine Bühne am Marktplatz in Pirna. Den Spielplan findet ihr hier – nur mit den Karten gibt es ein Problem, da die meisten Veranstaltungen längst ausverkauft sind. Eine langfristige Planung tut also not.

  • Glühwein, Kräppelchen und Kunst

    Mit Blick auf den inzwischen als Heimsuchung empfundenen, weil zentrumsweit lärmenden Weihnachtsrummel in der Landeshauptstadt komme ich um die Empfehlung für den Canalettomarkt nicht umhin. Der Pirnaer Weihnachtsmarkt darf – im Vergleich – als ein besinnliches und gemütliches Adventsvergnügen eingeordnet werden. Das ist auch gut so, spricht sich aber herum, weshalb hier mit der einsetzenden Dämmerung, insbesondere am Wochenende, ebenfalls der Bär steppt. Aber gut, niemand muss und alle dürfen … Und die Eisenbahn ist großartig!

    Anbei noch zwei Empfehlungen: Am kommenden Wochenende, sprich dem 14. und 15. Dezember, findet im Rahmen des Canalettomarktes der Pirnaer Kunstmarkt statt. Künstler der unterschiedlichsten Couleur werden dort ihre Werke feilbieten, Malerei und Grafik, Schmuck und Glaskunst – das Angebot ist vielseitig.

    Der zweite Hinweis betrifft die Anreise. Wer klug ist, kommt mit den Öffentlichen, sprich S-Bahn oder Bus. Denn Parkplätze sind Mangelware … Es geht die Kunde, dass Menschen Runde um Runde drehten und schließlich entnervt und unverrichteter Dinge die Stadt wieder verließen.

    Wissta Bescheid.