Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Das Weblog

  • Petra Ivanov: Alte Feinde

    Ich habe gelesen: „Alte Feinde“ von Petra Ivanov.

    Im Haus des erschossenen Albert Gradwohl macht die Spurensicherung eine seltsame Entdeckung: Die abgefeuerte Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs – einem Revolver Army No. 2. Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig und kommen nicht voran. Einzig die ungewöhnliche Tatwaffe weist Verbindungen in die USA auf, weshalb sich Staatsanwältin Regina Flint kurzentschlossen auf die Reise über den Atlantik begibt.

    Dort ermittelt bereits Bruno Cavalli – in einem Cherokee-Reservat in den Smoky Mountains. Er fahndet nach einem Killer, der mit vergifteten Pfeilen tötet. Allerdings hat Cavalli lange kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Auf der Suche nach ihm stößt Flint auf Hinweise, die sie weit zurück in die Vergangenheit führen. Irgendwann kreuzen sich die Ermittlungen, und das Paar findet wieder zueinander …

    „Alte Feinde“ ist bereits der achte Fall für das Ermittlerduo Flint und Cavalli. Die breit angelegte Story weist verschiedene Handlungsstränge auf, von denen mir der Rückblick auf den amerikanischen Bürgerkrieg als der Interessanteste erscheint. Unabhängig davon gelingt es der Autorin, die notwendigen Zeitsprünge und vielen Schauplatzwechsel geschickt zu einem spannenden Ganzen zu verknüpfen, das sich nur punktuell, wohl ob der vielen Charaktere, zu sehr in den Details verliert.

    Freunde des gut recherchierten und durchdachten Kriminalromans, die zudem Interesse an amerikanischer Geschichte zeigen, sind mit der Lektüre ganz sicher gut beraten.


    Petra Ivanov
    Alte Feinde

    384 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag

    Herausgeber: Unionsverlag; 1. Auflage 2018
    ISBN 978-3-293-00537-2
    € 22,99 [D]

     

  • Florian Huber: Kind, versprich mir, dass du dich erschießt

    Ich habe gelesen: „Kind, versprich mir, dass du dich erschießt: Der Untergang der kleinen Leute 1945“ von Florian Huber.

    Deutschland, Ende April 1945. Während sich Adolf Hitler in Berlin eine Kugel in den Kopf schoss, strömten im Städtchen Demmin scharenweise normale Leute, Frauen, Männer und Kinder in Flüsse und Wälder, um sich dort umzubringen. Dieser größte Massenselbstmord in der deutschen Geschichte wiederholte sich vielerorts in ähnlicher Weise. Wie kam es zu dieser Selbstmordwelle, die Tausende in den Untergang riss? Was ist geschehen, dass die Menschen angesichts der Befreiung vom Dritten Reich nur im Tod einen Ausweg sahen?

    Der Historiker Florian Huber erzählt die Geschichte dieser Tragödie. Er benennt als Motiv die Flucht vor dem Unerträglichen: den Untergang des Tausendjährigen Reiches, verbunden mit der Angst vor den Gräueltaten der letzten Kriegsmonate. Aus der Sicht derjenigen, die das dramatische Geschehen selbst miterlebt haben, benennt der Autor die tieferen Ursachen der Katastrophe. Anhand von persönlichen Erinnerungen und Tagebuchaufzeichnungen liefert er eine fundierte Betrachtung der Innenwelt der Deutschen, welche sich – faktisch zwölf Jahre lang – in einem emotionalen Ausnahmezustand befanden.

    Herausgekommen ist eine bemerkenswert gute, zur Gänze aufwühlende Geschichtsdarstellung, die einem durch Mark und Bein geht. Und somit zur Pflichtlektüre erhoben werden sollte (angesichts der zunehmenden Menge laut blökender, geschichtsvergessener Knetbirnen auf unseren Straßen).


    Florian Huber
    Kind, versprich mir, dass du dich erschießt: Der Untergang der kleinen Leute 1945

    Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
    Verlag: Berlin Verlag (16. Februar 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3827012473
    ISBN-13: 978-3827012470
    € 22,99 [D]

  • Lutz Wilhelm Kellerhoff: Die Tote im Wannsee

    Ich habe gelesen: „Die Tote im Wannsee“ von Lutz Wilhelm Kellerhoff.

    Berlin, 1968. Der Tod Benno Ohnesorgs, demonstrierende Studenten, Straßenschlachten. Wir wissen darum … Derweil geht für viele Menschen das ganz normale Leben weiter. So auch für die Mordkomission. Kommissar Heller ermittelt in einem Mordfall einer jungen Mutter. Ermittelt wird zunächst im Rotlichtmilieu, später führen die Untersuchungen zu einer einflussreichen Anwaltskanzlei und dem Ehemann der Ermordeten. Heller trifft im Zuge der Ermittlungen bald auf Wiederstand, vor allem in den eigenen Reihen. Als der Fall abgeschlossen werden soll, ohne dass das Verbrechen wirklich aufgeklärt ist, findet sich der sympathische (und unbestechliche) Kommissar in Verstrickungen wieder, denen er mit seinen beschränkten Befugnissen kaum etwas entgegenzusetzen hat.

    Lutz Wilhelm Kellerhoff ist das Pseudonym eines Autorentrios: Martin Lutz (1969) und Sven Felix Kellerhoff (1971) sind von Beruf Journalisten, Uwe Wilhelm (1957) ist Drehbuchautor und Schriftsteller. Das Autorenkollektiv hat für diesen Krimi, der inmitten der wohl spannendsten Zeit der 60er Jahre spielt, intensiv recherchiert und zahlreiche Zeitzeugen befragt. Im Fazit ist es tatsächlich auch gut gelungen, die explosive Atmosphäre in der Gesellschaft und die Stimmung der 68er authentisch darzustellen. Die etwas verwegene Idee, Personen der Zeitgeschichte am Rande der Handlung mit auftreten zu lassen, trägt sicherlich einen guten Teil dazu bei (einige der Haschrebellen, Reinhard Mey, Horst Mahler, Markus Wolf).

    Kurzum: „Die Tote im Wannsee“ ist im Fazit das ebenso packende wie unterhaltsame Porträt eines spannenden Kapitels der deutschen Zeitgeschichte – mit gutem Konzept und glaubhaften Figuren.


    Lutz Wilhelm Kellerhoff
    Die Tote im Wannsee

    2018, Originalausgabe.
    Hardcover, 384 Seiten.

    Ullstein
    ISBN: 9783550050640
    € 16,00 [D]

    Erschienen am 10. August.

  • Petra Ivanov: Fremde Hände

    Ich habe gelesen: „Fremde Hände“ von Petra Ivanov.

    Ein Kriminalfall im Rotlichtmilieu, das Thema Zwangsprostitution. Zur Inhaltsangabe zitiere ich kurz den Klappentext.

    In der Müllverbrennungsanlage Zürich Nord wird in einer Autodachbox die Leiche einer jungen Frau gefunden. Bezirksanwältin Regina Flint und Kriminalpolizist Bruno Cavalli kommen im Zürcher Rotlichtmilieu Frauenhändlern auf die Spur, die vor nichts zurückschrecken. Je verworrener die Spuren werden, desto klarer erscheint das Motiv: Geld. Bis ein zweiter Mord geschieht, der viel mit dem Fall, aber gar nichts mit Geld zu tun hat. Gleichzeitig kämpfen Regina Flint und Bruno Cavalli gegen ihre Liebe an, die sie in der Vergangenheit bereits einmal an den Abgrund geführt hat.

    Der Plott ist gut recherchiert, der Roman flüssig zu lesen – man hat ihn im Nu verschlungen. Die persönliche Bindung zwischen Flint und Cavalli darf als Bereicherung gewertet werden, ist mir persönlich aber zu klischeehaft. Der Spannungsbogen ist nicht allzu hoch, er verharrt im Mittelmaß, überraschende Wendungen gibt es leider kaum. Dazu kommen mitunter leicht holprige Szenenwechsel …

    Im Fazit die nette Lektüre für den Sommer, durchaus lesbar, aber ohne wirklichen Tiefgang.


    Petra Ivanov
    Fremde Hände
    Flint und Cavalli ermitteln im Rotlichtmilieu
    Kriminalroman

    Originalsprache: Deutsch
    Erstauflage: 17.7.2009
    Auflage: 11
    Taschenbuch
    UT metro 460
    384 Seiten
    ISBN-13: 978-3-293-20460-7
    ISBN-10: 3-293-20460-0
    € 13.95, FR 18.90, €[A] 14.40
    Unionsverlag

  • Dave Eggers: Der Circle

    Ich habe gelesen: „Der Circle“ von Dave Eggers.

    Mae Holland ist überglücklich, hat sie doch endlich den Traumjob beim »Circle« bekommen. Der »Circle« ist ein freundlicher und hipper Internetkonzern in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er all seine Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die dann alles abgewickelt werden kann. So einfach, so schön und so gut.

    Die Firma hat weitreichende Pläne. Nach dem Wegfall der Anonymität im Netz – so das erklärte Ziel der »drei Weisen«, welche den Konzern leiten – gibt es letztlich keinen Schmutz mehr im Internet. Und mit der einhergehenden völligen Transparenz wird auch die Kriminalität an sich bald Vergangenheit sein. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt und steigt schnell in der Hierarchie auf. Als Vorzeigemitarbeiterin treibt sie schließlich den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze …

    Ich habe Dave Eggers Bestseller aus dem Jahr 2013 mit Interesse gelesen – um des Themas willen. Der Plot ist stimmig, die Spannungskurve steigt stetig. Qualitative Mängel sind jedoch unübersehbar: flache Charaktere, dramaturgische Schwächen, zu viele Klischees. Trotzdem darf der Roman als Klassiker der jüngeren Science-Ficion-Literatur gewertet werden, regt er doch nachhaltig zur Reflektierung des eigenen Umgangs mit den sozialen Medien und die damit einhergehenden Möglichkeiten einer zunehmenden sozialen Kontrolle und Manipulation an.

  • Christoph Martin: Die Expansion

    Ich habe gelesen: „Die Expansion“ von Christoph Martin.

    Ort der Handlung ist die malerische Kulisse des Panamakanals, den Rahmen bildet die notwendige (und tatsächlich auch von 2007 bis 2016 geschehene) Erweiterung des Kanals. Im Zuge derselben geraten die Protagonisten in ein Netz aus Intrigen und Verrat, das weit über die Grenzen Mittelamerikas hinausreicht.

    Max Burns ist als Chefingenieur für das Konzept und die Überwachung eines der größten Bauprojekte des 21. Jahrhunderts zuständig. Für den Idealisten ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Erste Ungereimtheiten und gut gemeinte Warnungen schlägt Max in den Wind, er widmet sich mit ganzer Kraft dem Projekt. Bis zu dem Moment, in welchem die Euphorie der bitteren Erkenntnis weicht, selbst zum Spielball einer Welt voller Geheimnisse und Betrug geworden zu sein. Und es kommt noch schlimmer: Erst wird Max Sabotage, dann sogar ein Mord angehängt.

    Ihm zur Seite steht Karis Deen, Wissenschaftlerin am Smithsonian Tropical Research Institute. Erst spät erfährt Max von ihrer wahren Identität als Agentin eines amerikanischen Geheimdienstes. Im Zuge der Handlung gerät das ausführende Bauunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Die Situation um Max und Karis eskaliert, als schließlich der panamesische Regierungsbeauftragte für den Kanal ermordet aufgefunden wird.

    Soweit also der vielversprechende Plot dieses Thrillers. Mit der Umsetzung desselben kann ich leider nicht viel anfangen. Zu flach die Handlung, zu wenig wirklich überraschende Wendungen. Immerhin gelingt es ganz gut (wenn auch spät), den Spannungsbogen aufzubauen. Aber die Figuren bleiben nur oberflächlich skizziert, der Autor verliert sich im Trivialen und es mangelt an Tiefgang im Ganzen.

    Im Fazit also leichte Unterhaltung für den Sommer – mehr nicht.


    Christoph Martin
    Die Expansion

    Übersetzt von Sandra Thoms

    2018, Originalausgabe
    Taschenbuch

    335 Seiten

    ISBN: 9783752832815
    € 11,95 [D]

    Erschienen am 10. Mai 2018.

  • Mechtild Borrmann: Trümmerkind

    Ich habe gelesen: „Trümmerkind“ von Mechtild Borrmann.

    Hamburg, der Winter anno 1947. Der 14-jährige Hanno lebt mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester in einem brüchigen Kellerraum. Er streift durch die Ruinenlandschaft, stets auf der Suche nach Verwertbarem, das sich auf dem Schwarzmarkt verkaufen lässt. Bei einem dieser illegalen Streifzüge findet Hanno in einer Ruine eine tote nackte Frau. Nahebei steht ein dreijähriger, verstörter Junge. Er nimmt ihn mit nach Hause. Das Kind bleibt bei der Familie, wächst unter dem Namen Joost auf und wird erst als Erwachsener erfahren, dass er ein „Trümmerkind“ ist …

    Köln, im August 1992. Die 40-jährige Lehrerin Anna besucht das Gut in der Uckermark, von welchem, dem Vernehmen nach, ihre Mutter abstammt. Sie wurde nach 1945 von den Sowjets vertrieben …

    Der dritte Erzählstrang schildert das Schicksal der Familie des Besitzers eben jenes Gutes in der Uckermark. Die Ankunft der Roten Armee, Flucht und Vertreibung …

    Vier Jahrzehnte später kommen Joost und Anna einem 1947 begangenen Verbrechen auf die Spur, dessen späte Aufklärung auch ihre Herkunft und wahre Identität klärt.

    Mechtild Borrmanns „Trümmerkind“ spielt auf drei Zeitebenen, die sich im Fortgang der Handlung zu einem spannenden Ganzen verweben. Nachkriegszeit und Gegenwart werden geschickt miteinander verbunden – in der Dramaturgie stimmt alles. Ein Lob der Autorin! Ich habe den Roman nahezu in einem Rutsch gelesen und spreche hiermit eine ausdrückliche Leseempfehlung aus.


    Mechtild Borrmann
    Trümmerkind

    Taschenbuch: 304 Seiten

    Verlag: Droemer TB (1. Dezember 2017)
    ISBN-10: 3426304929
    ISBN-13: 978-3426304921
    10,99 €

  • Ein Idiot unterwegs

    Ich habe gelesen: „Ein Idiot unterwegs: Die wundersamen Reisen des Karl Pilkington“ von Karl Pilkington, Ricky Gervais und Stephen Merchant.

    Karl Pilkington ist ein Reisemuffel, wie er im Buche steht. Seine beiden Freunde, Ricky Gervais und Stephen Merchant, meinen eine großartige Idee zu haben, indem sie Karl, der das Reisen hasst, auf eine Weltreise schicken. Sie versprechen sich viel davon, den kautzigen und überaus unentspannten Reisenden – quasi als Versuchskaninchen und Anschauungsobjekt – zu den sieben Weltwundern zu schicken. Mit auf die Reise geht ein Kamerateam, denn das Ganze soll letztendlich auch als eine Fernsehserie produziert werden.

    Das Buch nun ist in Tagebuchform geschrieben worden. Pilkington reist von A nach B und bekommt in loser Folge Orte zu sehen, die die meisten von uns so geballt noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Erwartungsgemäß nörgelt er an allem herum, schimpft über exotische Speisen und sanitäre Bedingungen, die anderswo der Standard sind. Letztendlich nimmt er aber überall auch etwas Positives mit, ob der beeindruckenden Architektur der besuchten Orte oder aber einzelner Menschen, die ihm auf seinen Reisen begegnen.

    Das alles wird relativ nüchtern und humorlos beschrieben, kurz geagt: Es strotzt vor Langeweile. Ich glaube, ich habe tatsächlich noch nie solch einen langweiligen Reisebericht gelesen. Entsprechend lange währte die Lektüre – bald zwei Monate. Mehr als vier, fünf Seiten am Stück waren nicht drin, mit langen Lesepausen. Ein paar Fotos ud Zeichnungen lockern das Ganze etwas auf, sind als solche jedoch ebenfalls von gähnender Langeweile geprägt. Dazu kommt noch die vollkommen überflüssige Dokumentation endloser Telefonate zwischen Pilkington und seinen daheim gebliebenen Koordinatoren …

    Kurzum: Das Buch ist als solches ein klarer Griff ins Klo. Wie es in die Bestseller-Listen aufsteigen konnte ist mir ein Rätsel.

  • Philip Le Roy: Die Goldene Pforte

    Ich habe gelesen: „Die Goldene Pforte“ von Philip Le Roy.

    Nach dem vermeintlichen Unfalltod seiner Eltern beginnt Simon Lange, ein junger Theologe und Islamwissenschaftler, die Geschichte seiner Familie zu recherchieren. Schnell wird klar, dass sein Vater auf der Spur des mutmaßlichen Ur-Korans war, verbunden mit der These, dass der uns bekannte Koran auf den Lektionarien, dem Gebetsbuch einer urchristlichen Sekte in Syrien, aufbaut. Somit wäre die islamische Religionslehre nur eine Variante des Christentums, von den Kalifen im siebten Jahrhundert umgeschrieben, um damit ein großes Reich zu erobern und dieses unter einer einzigen, neuen Religion zu einen. Eine Behauptung, die in ihrer Brisanz die Welt erschüttern würde.

    Es beginnt eine rasante Verfolgungsjagd. Paris, Berlin, Jerusalem und Beirut, zuletzt ein kleines Dorf in Syrien. Simon Lange trifft Freunde und Verbündete seines Vaters, will Beweise sichten und sammeln, welche die brisante These untermauern. Dies ruft natürlich finstere Mächte auf den Plan, die mit allen Mitteln die Nachforschungen behindern. Sie wollen naturgemäß vermeiden, dass die Wahrheit ans Licht kommt …

    Philip Le Roy wird in seinem Heimatland als Thrillerautor gefeiert, seine Bücher sind Bestseller. Mit „Die Goldene Pforte“ legt er nun erstmals auch in Deutschland einen spannenden Politthriller vor. Der ist ebenso actionreich wie unterhaltsam, zudem gut recherchiert – die notwendigen religionsgeschichtlichen Ausführungen werte ich als willkommene und interessante Bereicherung.


    Philip Le Roy
    Die goldene Pforte

    Hardcover, ca. 240 Seiten
    Aus dem Französischen von Christiane Seiler

    Benevento Verlag
    ISBN: 978-3-7109-0034-1
    € 16 [D]

    Erschienen am 15. März 2018.

  • Jan-Christoph Nüse: Operation Bird Dog

    Ich habe gelesen: „Operation Bird Dog“ von Jan-Christoph Nüse.

    Deutschland, Bad Homburg, anno 1948. Am Weihnachtsabend stirbt die Familie des prominenten Bankiers Wrede durch einen Giftcocktail, nur der 14-jährige Sohn Carl entkommt dem Tod um Haaresbreite. Zehn Jahre später möchte der junge Mann die Wahrheit wissen, er beginnt mit einigen wenigen Freunden die Ungereimtheiten jener Nacht zu erforschen und kommt einem millionenschweren, bis dato unentdeckten Betrug auf die Spur. Im Zentrum dessen scheinen ein ehemaliger SS-General und dessen Untergrund-Organisation zu stehen, welche die Aufklärung des damaligen Geschehens mit Vehemenz zu verhindern suchen …

    Die insgeheim unter dem Codenamen „Bird Dog“ geplante deutsche Währungsreform von 1948 liefert den zeithistorischen Hintergrund zu Jan-Christoph Nüses erstem Kriminalroman. Der Autor (Jahrgang 1958, seines Zeichens mehrfach ausgezeichneter Redakteur und Reporter beim TV-Sender Phoenix) schildert die Handlung auf zwei Zeitebenen mit einigen fiktiven sowie etlichen realen Personen, zu denen auch der Bankier Wrede und der SS-Mann Kumm gehören.

    Das Ganze verwebt sich schnell zu einem kurzweiligen und spannenden Lesegenuss. Die Geburtsstunde der D-Mark und die Reorganisation alter Nazistrukturen sind für mich hochinteressante Themen der Zeitgeschichte, die heute kaum mehr beleuchtet werden. Geringe dramaturgische Irritationen (etwa unrealistisch viele, glückliche Umstände bei Carls Recherche und wer steckt letztlich hinter Tennenbaums Unfall?) lassen sich ob der lobenswerten Kombination von historischen Fakten und fiktiver Handlung leicht verschmerzen.

    Die Lektüre sei somit ausdrücklich empfohlen.


    Jan-Christoph Nüse
    Operation Bird Dog

    420 S. / 13 x 21 cm / Klappenbroschur Premium

    März 2018
    ISBN 978-3-8392-2283-6
    15,00 €