Rappelsnut

Wandern, Punkrock und der ganze Rest

Babbeljahn und daddeldu

Ich habe gelesen: „Babbeljahn und daddeldu“ von Friedrich Seibicke.

Thema dieses Buches ist die „christlich-sozialistische Seefahrt“ unter Hammer und Zirkel und der Flagge Blau-Rot-Blau – wie es so schön im Klappentext heißt. Der Autor Friedrich Seibicke ist von 1963 bis 1978 als Funker bei der Deutschen Seereederei zur See gefahren und lässt uns im Nachhinein an seinen Reisen teilhaben.

So weit, so gut. Mit Blick auf die eigene Laufbahn (ich war bis ’91 dabei) ist mir das Werk als ein Dokument seiner Zeit durchaus willkommen – geht es doch vor allem auf jene Jahre ein, die in den 80er und 90er Jahren von meinen Altvorderen stets als die „Güldenen Jahre“ der christlichen Seefahrt gelobt wurden. So lesen wir also (neben anderem) von den noch entbehrungsreichen Zeiten an der Seefahrtsschule in Wustrow, den Fahrten auf dem legendären Fracht- und Lehrschiff „J.G. Fichte“ und diversen Südostasien- und Südamerika-Reisen. Interessant bebildert und gespickt mit dieser und jener Anekdote weiß der Wortwitz des Autors durchaus zu gefallen.

Geschmälert wird das kurzweilige Lesevergnügen jedoch (und zwar nicht unerheblich) durch die zahlreichen Kalauer, welche der Autor – gleich einem „Flächenbombardement“ – über die 470 Seiten meint verteilen zu müssen. Die Schmerzgrenze wurde dabei und nach meinem Verständnis zu oft überschritten – so dass ich das Buch letztlich nur in Etappen lesen konnte. Hier wäre ein gründlicheres Lektorat gewiss von Vorteil gewesen.

Von daher sei diese Lektüre nur unter Vorbehalt und im Grunde auch nur jenen Menschen empfohlen, die in die Thematik auf die eine oder andere Weise involviert sind. Alle anderen an der DDR-Seefahrt Interessierten schauen sich besser die in schöner Regelmäßigkeit ausgestrahlten Wiederholungen der bekannten Fernsehserie an …

2 Antworten zu „Babbeljahn und daddeldu“

  1. Vielen Dank für die konstruktive Kritik und nichts für ungut. Die Kalauer sind vermutlich dem jahrelangen Lesen der VOLL VORAUS geschuldet. Ich sage nur: „Persönliches Intensivierungskonto, Solischießen, Wettbewerbsprogramm, zusätzlicher Nutzen, Wettbewerbsverpflichtungen, Republikgeburtstag, geplante technische Ausfalltage, politisch-ideologisch, geistig-kulturell, gefestigt und gestärkt, positiv und nützlich, Sicherung des Friedens, schöpferische Atmosphäre, wissenschaftlich-technische Höchstleistungen, persönliche zusätzliche Verpflichtungen, straffe differenzierte politische Leitung, Grundsatzmaterial, größte Breite und Wirksamkeit, Kommunisten und Leiter an die Spitze, Neuererwesen, zusätzlicher volkswirtschaftlicher Nutzen, vorbildliche Leitungstätigkeit, kalkulierter Nutzen, Zwischenbilanz, Solidaritätskonto, entwickelte sozialistische Gesellschaft, werktätige Jugend, materielles und kulturelles Lebensniveau, hohes Entwicklungstempo, Erhöhung der Effektivität, hohe ökonomische Ergebnisse, Beitrag zum Nationalfeiertag, realistisch abgestimmte Konzeption, Brennpunkt der Brücke der Freundschaft, ökonomischer Beitrag, Freundesland, komplizierte Aufgabe, echte Bewährungsprobe, Kampfprogramm, Eigenleistungen, Initiativschicht, Diskussionsabend, wissenschaftlich-technischer Fortschritt, Wachstum der Arbeitsproduktivität, ökonomische Initiativen, Wirtschaftsstrategie, Einheit von Wirtschafts- und Soziallpolitik“. (VV 23. Oktober 1987, Seite 7)
    Zur Wiedergutmachung wird die Lektüre meiner Texte in den BORDGESCHICHTEN des DSR-Seeleute e.V. Freiberg empfohlen.
    Mit freundlichen Grüßen

    1. Diese Empfehlung gebe ich gerne weiter. Bei Interesse: ich leihe die Bordgeschichten durchaus einmal aus. :)

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